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Das fast vergessene Glücksgefühl

Die Arminia feiert in Wuppertal ihren ersten Regionalliga-Auswärtssieg

Von Dirk Schuster
Wuppertal (WB). Was als Reise ins Ungewisse begann, endete für den DSC Arminia Bielefeld als Triumphzug durchs Stadion am Zoo. Das 1:0 im Regionalligaspiel beim Wuppertaler SV war der erste Auswärtssieg der Amateure in dieser Saison. Und zugleich das erste Spiel, in dem Arminia kein Gegentor kassierte. Der Einstand des Trainerduos Igor Lazic/Michael Piwowarski ist gelungen.
Zahlen lügen nicht: Arminias Amateure haben tatsächlich in der Fremde gewonnen, die Anzeigetafel dient als Dokument. Fotos (3): Dirk Schuster

Zuletzt am 25. April 2004 hatte der DSC auswärts einen Dreier geholt. 3:1 beim SC Verl - Êdamals spielte Arminia noch in der Oberliga. Während die restlos enttäuschten WSV-Fans am Samstag Schneebälle auf ihre Spieler feuerten, tanzten die Bielefelder Spieler ausgelassen auf dem »Feld der Träume«. Der im Vorfeld des Spiels viel diskutierte Rasen, erwies sich ausgerechnet für die Gäste als Glücksbringer.
Dabei waren es die Wuppertaler, die, weil sie das Spiel unbedingt austragen wollten, alles daran setzten, das gefrorene und von Schnee bedeckte Geläuf bespielbar zu machen. Aus nachvollziehbarem Grund: Weil am Samstag zeitgleich die Arminia-Profis um Bundesligapunkte spielten, war den Wuppertalern klar, dass nicht allzu viele derer das gegnerische Amateurteam verstärken würden. Zu einem Nachholtermin hätte das sehr wahrscheinlich ganz anders ausgesehen.
»Die wollten unbedingt spielen, jetzt haben sie die Quittung«, sagte ein begeisterter DSC-Debütant Heiner Backhaus und ergänzte: »Ich hatte den Jungs vor dem Spiel gesagt, dass wenn wir unsere Schnelligkeit, unsere Wendigkeit ausspielen, wir dieses Spiel gewinnen werden.« Gesagt, getan.
Gefeierter Spieler der Gästeelf war Christian Wieczorek. Ausgerechnet er. Unter Ex-Trainer Maik Walpurgis hatte der Jungprofi nur sehr wenige Gelegenheiten, sich auszuzeichnen. Und wenn, dann ließ er sie meistens leichtfertig ungenutzt. Doch schon während der Winterpause fungierte Betreuer Hans Scholz als Motivator, sprach dem 19-Jährigen Mut zu und forderte ihn auf, wieder voll mitzuziehen. Einer starken Hallenrunde folgten ansprechende Leistungen in den Testpartien. Wieczoreks herrlicher Treffer in Wuppertal war das Ergebnis guter Vorbereitungsarbeit.
Gefallen war das Tor aus gar nicht so heiterem Himmel. Im tristen Wintergrau des Bergischen Landes waren die Arminen in ihren quietschorangenen Trikots die Farbtupfer vor einer trüben Kulisse. Nur 2258 Fans waren ins nebelverhangene Stadion am Zoo gekommen. Sie sahen, wie sich Finn Holsing auf der rechten Seite an den WSV-Kickern vorbei schlich, um eine präzise Flanke in den Strafraum zu schlagen. In Wieczorek fand Holsing einen würdigen Abnehmer. Mit viel Gefühl schlenzte »Chico« den Ball unters Tor-Dach (49.).
Aus Bielefelds erster Chance wurde gleich ein Tor - spätestens jetzt war klar, dass in Wuppertal etwas zu holen sein würde. WSV-Trainer Uwe Fuchs sagte später etwas ratlos: »Wer so viele Chancen vergibt wie wir, der hat am Ende wohl verdient verloren.« Das kann man so sehen, muss man aber nicht. Denn neben viel, viel Unvermögen scheiterten die Gastgeber auch an einer gehörigen Portion Abschluss-Pech. Wuppertal hatte hochkarätige Chancen. War Jena-Louis Tavarez' Fallrückzieher (33.) eher hübsch anzusehen als gefährlich, so musste sechs Minuten später eigentlich das 1:0 fallen. Kohout mit einem Lattentreffer, Tavarez im Nachsetzen gegen Keeper Kockel - »hinterher hat er mich gefragt, wie ich an den Ball noch drankommen konnte«, verriet Kockel, der noch irgendein Körperteil an die Kugel brachte und sie zur Ecke lenkte.
Das Privatduell Kockel gegen Tavarez fand seine Fortsetzung im zweiten Durchgang. Es lief die 68. Minute, als der Senegalese frei zum Schuss kam und der überragende Kockel an den gefährlich abgefälschten Ball noch die Fäuste bekam. Der Wuppertaler SV hatte weitere Möglichkeiten, ging aber wie schon eine Woche vorher beim SC Paderborn leer aus.

Artikel vom 28.02.2005