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Kostbare Bücher, edle Kunst


Hamburg? Unwesentlich. München? Dito. »Das ideale, das interessierte Publikum finden wir in Bielefeld«, sagt Michael Ulbricht. Am Sonntag kamen Antiquare aus ganz Deutschland zum 24. Mal in der Teutostadt zusammen.
Die Besucher konnten es kaum erwarten, in den bibliophilen Kostbarkeiten blättern zu dürfen, die in der Ravensberger Spinnerei gezeigt wurden. Ulbricht, Buch- und Kunstantiquar aus Leipzig, hatte mehr als 30 Aussteller im Großen Saal versammelt. Teuerstes Stück, wegen noch andauernder Recherchen allerdings - vorerst - unverkäuflich, war eine von Franz Marc handsignierte Lithographie, eine Vorform des berühmten »Blauen Pferds«. Werner Mross, Antiquar aus Halle/Saale, hatte die mindestens 20 000 Euro teure Kostbarkeit - »Ich rechne eher mit dem Doppelten!« - erst zwei Tage vor der Börse erstmals in Händen gehalten.
Mit einem privaten und einem dienstlichen Auge betrachtete Gerhard Preuß vom Bielefelder Stadtarchiv das immense Angebot, das sich von alten Drucken über Militaria und Heimatgeschichtliches bis hin zu Märchen und Kunstbänden erstreckte. Preuß griff nach einem Schätzchen: »Dr. A. Oetkers Grundlehren der Kochkunst« (1895), unter Umständen das erste Rezeptbuch des späteren Weltkonzerns.
Hertha Altenhein vom Kinderbuchladen an der Neustädter Straße bot Literatur an, die einst die ganz Kleinen entzückte, heute aber vor allem die Herzen Erwachsener höher schlagen lässt. »Manches habe ich nur wegen des schönen Einbandes gesammelt«, gibt die Bielefelderin zu, die sich freut, dass auch moderne Kinderbücher von künstlerisch hoher Qualität sein können.
Ob »Das Hühnchen Sabinchen« oder die Heldentaten von Kriegsfreiwilligen (»Marsch, marsch, hurra!«) - für jeden war etwas dabei. Nur etwa daumengroß: Rosa Luxemburgs gesammelte Sentenzen. Sozialismus, zum Miniaturformat geschrumpft. mzh

Artikel vom 01.03.2005