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Rapolder: »Das war unser Tag«

Arminia verabschiedet sich aus dem Abstiegskampf und strebt neue Ziele an

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Uwe Rapolder hatte es schon nach sieben Minuten erkannt. »Das wird heute unser Tag«, jubelte er auf seinem Trainerstuhl, nachdem Delron Buckley den Führungstreffer erzielt hatte. Eine gute Stunde später sah sich der Bielefelder Trainer endgültig bestätigt. Seine Elf besiegte den 1. FC Nürnberg mit 3:1 und die Bundesliga-Kellerkinder ließen allesamt Federn. Rapolders Fazit: »Jetzt haben wir uns aus dem Abstiegskampf verabschiedet.«

Die 13-Punkte-Distanz zum 16. Tabellenplatz nahm der Fußballlehrer zum Anlass, Arminias Zielsetzung neu zu definieren. »Wir streben jetzt 50 Zähler an. Schließlich dürfen wir uns auch nicht mit zu wenig zufrieden geben.« Und »Prinz Poldi«, der nach den nunmehr 32 Punkten längst von den Fans in den »Königsstand« erhoben wurde, machte eine einfache Rechnung auf. In den 14 Jahren seiner Trainertätigkeit habe er in der Rückrunde nie weniger Zähler geholt als in der Hinserie. Wenn seine Einschätzung stimmt, müsste der DSC locker auf 48 Punkte kommen.
Die Euphorie machte sich auch in der Bielefelder Führungsetage breit. Präsident Hans-Hermann Schwick: »32 Punkte nach dem 23. Spieltag sind eine Sensation und eröffnen uns beste Perspektiven.« Ähnlich sah es Roland Kentsch, wenngleich er zugab: »Wir hatten das nötige Quäntchen Glück. Ein Remis wäre wohl gerechter gewesen.« Enttäuscht zeigte sich der Finanzchef allenfalls über die Zuschauer-Kulisse. Nur 16 462 Zahlende wollten die Partie gegen Nürnberg sehen. Nach dem zweitschlechtesten Besuch (gegen Mainz 05 kamen 15 364 Zuschauer) erkannte Geschäftsführer Kentsch: »Für uns ist das eine Aufforderung, noch mehr zu arbeiten.«
Die Rahmenbedingungen erfüllten die Arminen mit dem neunten Saisonsieg allemal. Kapitän Mathias Hain schätzte denn auch Rapolders neue Ansprüche als realistisch ein. »Wenn ich auf die obere Tabellenhälfte schaue, sehe ich einige Mannschaften, die wir schon geschlagen haben.« Das immense Selbstbewusstsein machte auch nicht vor Fatmir Vata halt. Der albanische Wirbelwind, der sich diesmal keine Bestnoten verdienen konnte und zu Recht nach einer Stunde ausgewechselt wurde: »Ich habe schon nach dem zweiten Spieltag gewusst, dass wir eine tolle Saison spielen werden.«
Mit einer ungewöhnlichen taktischen Maßnahme sorgte Uwe Rapolder zunächst für Nürnberger Verwirrung. Buckley begann auf dem rechten Flügel und Ervin Skela orientierte sich auf die linke Seite. Als der Südafrikaner Buckley mit seinem 14. Saisontreffer nach Porcellos Zuspiel die Bielefelder Fans erstmals in Verzückung vesetzte, freute sich der Bielefelder Trainer diebisch: »Da ist Delron der gesamten Abwehr entwischt.« Wenig später wäre Buckley beinahe der zweite Streich gelungen. Diesmal brachte er den Ball nicht unter Kontrolle.
Der 1. FC Nürnberg spielte munter mit und zeigte sich keineswegs geschockt. Mintal und Daun hätten das Ergebnis durchaus drehen können, zumal die Bielefelder Abwehr längst nicht so souverän wirkte wie in den Spielen zuvor. Selbst nach dem Bielefelder 2:0 durch Owomoyelas Kopfball nach Skelas Eckstoß gaben die fränkischen Rothemden den Ton in der SchücoArena an. Mehr als der Anschlusstreffer durch den sträflich freien Mintal gelang ihnen aber nicht. FCN-Coach Wolfgang Wolf haderte in der Halbzeitpause mit dem Schicksal: »Normalerweise müssten wir schon 3:2 führen.«
Mit mehr Glück als Geschick überstand Arminia die weitere Nürnberger Drangphase. Erst als Mintal in der 60. Minute nach Skelas Ballverlust den Posten traf, reagierte Rapolder. Léon und Pinto sorgten für weitaus mehr Belebung als die schwachen Vata und Skela. Plötzlich lief der DSC-Express wieder auf Hochtouren. Nach einem Powerplay hätten Porcello und Pinto längst für die endgültige Entscheidung sorgen können, doch immer wieder wurde die Lederkugel von der vielbeinigen FCN-Abwehr abgeblockt. Erst Pintos toller Konter nach Lèons und Porcellos kluger Vorarbeit sicherte Arminia den glücklichen 3:1-Heimerfolg. Als Rapolder nach dem Abpfiff die Ergebnisse der Konkurrenten zur Kenntnis nahm, grinste er erst recht über das ganze Gesicht: »Das war heute wirklich unser Tag.«

Artikel vom 28.02.2005