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Das brisante
Wiedersehen

Lienen auch im Pokal bei Rangnick

Gelsenkirchen (dpa). Die Trainer redeten sich gegenseitig in Rage: Brisant wurde der Langweiler zwischen Schalke 04 und Hannover 96 erst nach den 90 Minuten. Ralf Rangnick und Ewald Lienen würdigten sich beim Abschieds-Handschlag keines Blickes. Wiedertreffen werden sie sich heute anlässlich des Pokalspiels, falls Lienen von seiner Grippe genesen ist.
Die Fußball-Lehrer hatten sich gegenseitig hoch geschaukelt. »96«-Coach Lienen erboste sich über einen »glasklaren Elfmeter«, den Schiedsrichter Manuel Gräfe nicht gab, Widerpart Rangnick konterte mit dem Vorwurf, dass der Handstreich eines 96-Spielers ebenfalls nicht geahndet wurde.
Lienen haderte nach dem »bitteren und unnötigen« Tor (65.) durch Mike Hanke mit Gräfe. 30 Mal habe er sich die Szene zwischen de, Schalkeer Abwehrchef Marcelo Bordon und Stürmer Veljko Paunovic im Fernsehen angeschaut - und 30 Mal ein Bordon-Foul gesehen. Gräfe indes gab keinen Strafstoß, sondern zeigte Paunovic wegen einer »Schwalbe« Gelb.
Rangnick platzte fast der Kragen: »Dann soll sich mein Kollege die Szene mit Bordon ansehen. Das war nicht nur ein Elfmeter, sondern grenzwertig zur Tätlichkeit«, hielt der ehemalige Hannoveraner und heutige Schalke-Coach dagegen, weil Bordon im Duell mit Christoph Dabrowski eine »Watsche« bekam. »Das finde ich jetzt sehr gewagt, was Du jetzt sagst«, sagte Lienen mit zornigem Blick. »Ciao, Ewald«, ließ sich Rangnick zum Abschied entlocken. »Ciao«, entgegnete Lienen vor dem schnellen »Rückspiel« heute im Pokal-Viertelfinale (20.30 Uhr, live im ZDF).
Dann will der erkrankte Lienen keine »B-Elf« mehr aufbieten: Die genesenen Profis Per Mertesacker und Michael Tarnat sowie Julian de Guzman wurden geschont. 96 nimmt den Cup wichtiger als die Liga. »Im Pokal kommst du durch zwei Siege in das Finale und dadurch vielleicht schon in den UEFA-Pokal. Deshalb ist das eine Riesenchance für uns«, sagte 96-Schlussmann Robert Enke.
Derweil dachte Schalke-Torjäger Ailton an den Abschied. 2006 wolle er weg, zurück nach Bremen, Katar oder Japan. Manager Rudi Assauer: »Das kannst du sofort in die Mülltonne werfen.« Mannschaftskapitän Frank Rost war sauer: »Die Mannschaft quält sich für ihn, das sollte er umgekehrt auch tun. Mit dieser Geschichte hat er sich keinen Gefallen getan, er steht ab sofort unter Beobachtung.« Ailton machte prompt die Kehrtwende: »Vielleicht bleibe ich auch hier, ein Jahr, zwei Jahre oder drei. Mal gucken.«

Artikel vom 01.03.2005