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Eine Reise nach Königsberg

Jahreshauptversammlung der Ost- und Westpreußen

Bielefeld (WB/mzh). Der Höhepunkt des Jahres wird wohl die Fahrt nach Königsberg Anfang August werden. Aber die Landsmannschaften der Ostpreußen und der Westpreußen (LOW) gestalten auch sonst stets ein farbiges Programm.

Die Krönungsstadt am Pregel wird in diesem Jahr 750 Jahre alt, und »mit der Heimat im Herzen« wollen viele ihrer einstigen Bewohner, die der Krieg zur Flucht in den Westen zwang, in die altehrwürdigen Mauern reisen. Auch LOW-Vorsitzende Heinke Braß, die Königsberg als Vierjährige am 28. Dezember 1944 verließ, wird in den beiden ersten Augustwochen mit von der Partie sein.
Selbstverständlich mit Königsberger Marzipan wurden zur Jahreshauptversammlung der LOW am Samstag in der Gaststätte »Alt-Stieghorst« verdiente Mitglieder geehrt. Einige erfüllen die vier Arbeitskreise mit Leben, andere kümmern sich anderweitig um den Zusammenhalt der etwa 150 Ost- und Westpreußen. Mehr als 40 von ihnen labten sich am Samstag an Kaffee und Kuchen, frischten Erinnerungen an das vergangene Jahr auf und sahen sich geeint in der Vorfreude auf kommende Ereignisse.
Neben der Reise an den Pregel gehört dazu vor allem der traditionelle Ausflug nach Schloß Burg an der Wupper, zur Residenz der Grafen von Berg. Sie findet am dritten Sonntag im Juli statt. Und die ganz große »Familienfeier« ist das Ostpreußentreffen, zu dem kurz nach Pfingsten die Flüchtlinge von einst nach Berlin fahren.
Die Landsmannschaften, die Büro und Tagungsraum im Volksbankgebäude am Kesselbrink haben, halten die Erinnerung an die jahrhundertealte Kultur der Deutschen im europäischen Osten in vier Arbeitskreisen wach. Eva Matthies leitet den Königsberger Stammtisch, während Gertrud Riede dem Heimatliteraturkreis vorsteht. Waltraud Liedtke und ihre Mitstreiter sprechen liebend gerne Ostpreußisches Platt, und Heinke Braß leitet die Frauengruppe.
Die LOW-Vorsitzende bedauert den Mitgliederschwund in der Gruppe - 13 waren es im letzten Jahr: »Niemand kehrt uns aus Desinteresse den Rücken, aber mit dem Umzug in ein Seniorenheim ist oft die Mobilität eingeschränkt.«
Besonders aufwühlend dürfte der Rückblick auf das Kriegsende sein, das sich im Mai zum 60. Male jährt. Dass die Ost- und Westpreußen bei der Gedenkveranstaltung am 8. Mai in der Altstädter Nicolaikirche mittun, ist Ehrensache. Redner ist dort der Bielefelder Historiker Hans-Jörg Kühne, dessen Buch »Zwischen Krieg und Frieden. Bielefeld 1945« aktuell im Handel ist.

Artikel vom 28.02.2005