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Deutsche hoffen auf Milliardenaufträge

70 Unternehmer begleiten Kanzler in die Golf-Region

Berlin/Riad (dpa). Bundeskanzler Gerhard Schröder ist gestern zu einer seiner bislang längsten Auslandsreisen in die Golf-Region aufgebrochen. Eine Woche lang will er sieben Länder der arabischen Halbinsel besuchen und dabei für die Abnahme deutscher Erzeugnisse werben.

Gespräche sind auch über die Lieferung von Rüstungsgütern vorgesehen. Zu den politischen Themen gehören das iranische Atomprogramm sowie der Anstieg der Ölpreise.
Erste Station des Kanzlers, der von mehr als 70 Unternehmern und Managern begleitet wird - darunter der Bielefelder Unternehmer und Ostwestfalens IHK-Präsident Herbert Sommer - ist Riad. Saudi-Arabien, das Königreich mit den weltweit größten Ölreserven, ist wichtigster deutscher Handelspartner im arabischen Raum, allerdings mit rückläufiger Tendenz. Wegen stark gestiegener Erlöse aus den steigenden Ölverkäufen gibt es in dem etwa 25 Millionen Einwohner zählenden Land vor allem im Bausektor eine Boomsituation. Deutsche Firmen hoffen wieder verstärkt auf Aufträge bei geplanten Großprojekten. In Riad sollen mehrere Abkommen unterzeichnet werden.
Wie die meisten anderen von Schröders Besuchsländern hat Saudi-Arabien, das seit Monaten von Terroranschlägen heimgesucht wird, Interesse an deutschen Rüstungsgütern zur Modernisierung seiner Streitkräfte angemeldet. Mit Ausnahme von 36 ABC-Spürpanzern vom Typ Fuchs, die 1991 von der alten Bundesregierung geliefert wurden, hat Saudi-Arabien seitdem kein Militärmaterial in nennenswertem Umfang erhalten.
Bei Schröders Aufenthalt in Abu Dhabi soll der Verkauf von 32 Fuchs-Panzern zur Aufspürung von atomaren, chemischen und biologischen Gefahren vertraglich vereinbart werden. Auch andere Emirate wie Kuwait und Bahrain wollen den von Rheinmetall hergestellten Fahrzeugtyp in größerer Stückzahl kaufen.
Interesse besteht in der Region auch an Hubschraubern und Marineschiffen sowie U-Booten aus deutscher Produktion. Firmen wie Siemens und EADS möchten elektronische Grenzschutzanlagen errichten. Mit weitergehenden Rüstungsverträgen wird beim Kanzlerbesuch aber noch nicht gerechnet. Die meisten Projekte setzen eine deutsche Exportgenehmigung voraus.
Schröder wird heute von Riad aus nach Kuwait weiterfliegen. Dort will er unter anderem das arabischsprachige Fernseh-Programm der Deutschen Welle einweihen. Die weiteren Stationen sind bis zum Samstag Katar, Bahrain sowie Jemen, Oman und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). In fünf der sieben Länder war bislang noch nie ein deutscher Regierungschef.

Artikel vom 28.02.2005