26.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Neues Aidsvirus
extrem aggressiv

Schutzverhalten hat nachgelassen

Köln/New York (dpa). Besorgt über ein erstmals diagnostiziertes, extrem aggressives Aidsvirus in New York hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auch in Deutschland zu einem besseren Schutzverhalten aufgerufen.

Das neue Virus hatte nur vier Monate nach der Infektion durch ungeschützten Verkehr zum Vollbild der Immunschwächekrankheit geführt. Normalerweise vergehen darüber wegen fortgeschrittener Behandlungsmethoden inzwischen in der Regel mehr als zehn Jahre.
Die Aidsgefahr sei keineswegs gebannt, warnte angesichts des neuen Typs die BZgA am Freitag in Köln. Im Durchschnitt sterben täglich in Deutschland zwei Menschen an den Folgen ihrer HIV-Infektion, das Schutzverhalten nehme aber ab. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen steige seit einigen Jahren wieder in Westeuropa, vor allem bei homosexuellen Männern.
Einer BZgA-Studie zufolge benutzten bei den unter 45-jährigen Alleinlebenden im Jahr 2000 noch 78 Prozent zu Beginn einer neuen Beziehung Kondome, 2003 waren es nur noch 73 Prozent. Besonders in Risikosituationen mit wechselnden Partnern werden immer weniger Kondome benutzt. Dabei entstehen in Deutschland laut BZgA mehr als 80 Prozent aller HIV-Neuinfektionen durch sexuelle Kontakte.
In der Bevölkerung habe sich die trügerische Einschätzung verbreitet, dass eine HIV-Infektion heute gut therapierbar sei und nicht mehr zum Tode führen müsse. Zwar ging die Zahl der Todesfälle im Vergleich zu den Spitzenwerten Mitte der 90er Jahre auf etwa ein Drittel zurück. Noch immer gibt es aber jährlich 700 bis 800 Aids- Tote in Deutschland.
Derweil geht in den USA die Suche nach der Herkunft des hoch resistenten neuartigen Aids-Virus weiter. Der Aidsforscher David Ho von der Rockefeller Universität in New York erläuterte am Donnerstag auf einer Konferenz über Retroviren in Boston, dass der mit dem »Supervirus« infizierte etwa 40-jährige New Yorker nur auf eine von vier Aidswirkstoffklassen anspricht. Aidsexperten aus San Diego haben einen ähnlichen HIV-Stamm bei einem ihrer Patienten gefunden. »Wir wissen nicht, ob es sich (bei dem Mann in New York) um einen einzelnen isolierten Fall handelt oder ob es andere Betroffene gibt«, sagte Ho.

Artikel vom 26.02.2005