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Der 1. FC Nürnberg ist hinten nicht ganz dicht

In Bielefeld gibt es die vierte Niederlage in Serie

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bielefeld (WB). 1:3, 2:4, 1:2, 1:3. Das hört sich auch in der Addition nicht besser an: vier Niederlagen in Serie, 5:12 Tore - wenn das so weitergeht, gibt es bald doch Stress in Nürnberg. Der Altmeister musste zwar keine dieser Partien verlieren, tat es aber. Auch in Bielefeld haderte die Mannschaft. »Es war eine bittere und unnötige Niederlage«, sagte Wolfgang Wolf.

Der Trainer schob es auf das fehlende Glück. Marek Mintal an den Pfosten, Markus Daun an den Pfosten. Einen Elfmeter nach einer Strafraum-Attacke von Matthias Langkamp gegen Daun wollte Wolf auch haben. »So einen Schiedsrichter wünsche ich mir auch mal für zu Hause«, sah der Club-Coach in jener 67. Minute einen Heimvorteil für die Arminen. Aber oft gibt es zwei Wahrheiten - so auch dieses Mal. Schiedsrichter Knut Kircher ließ den Vorteil laufen, es hätte danach eigentlich ein Leichtes sein müssen für Robert Vittek, den Ball freistehend in den Bielefelder Kasten zu setzen - doch der Slowake verfehlte ihn knapp. Und der Schuss von Daun landete auch nicht nur aus Pech am Pfosten. Schlussmann Mathias Hain hatte hier noch seine Finger im Spiel.
Trotzdem blieb Trainer Wolf dabei, dass der Sieg im Duell der Aufsteiger ein Bielefelder Glücksfall war. »Es hätte schon zur Pause 2:2 oder 3:2 für uns stehen müssen«, rechnete der Fußball-Lehrer vor, »ich werde jetzt auch einen Teufel tun und auf die Mannschaft draufschlagen. Sie hat ihre Klasse und Moral bewiesen.«
Lieber lobte Wolf seine Profis statt sie abzuputzen, dabei gäbe es Grund für eine Gardinenpredigt. Erneut bildete die fränkische Defensive keinen Stabilitätspakt. Es sind die Standardsituationen, die die Nürnberger immer wieder schocken und ständig zurückwerfen. Beim 2:4 gegen Bayer Leverkusen wurden sie vier Mal nach Freistößen erwischt, in Bielefeld passierte es nach einer Ecke. Ungehindert konnte Patrick Owomoyela die Hereingabe von Ervin Skela zum 2:0 nutzen. »Wir müssen besser aufpassen«, forderte Verteidiger Lars Müller, »solche Tore dürfen einfach nicht fallen.«
So verpuffen auch die offensiven Qualitäten der Nürnberger, die mutig-munter ihren Angriffs-Fußball präsentieren, jedoch vorn gar nicht so viele Treffer erzielen können wie sie hinten hinnehmen. Der 1. FC Nürnberg ist nämlich nicht ganz dicht. 43 »Dinger« wurden dem Club in dieser Saison schon verpasst. Ein nicht eben vertrauenserweckender Wert, den nur noch das Schlusstrio Rostock, Freiburg und Bochum übertrifft.
Trotzdem besteht keine akute Gefahr für den ehemaligen Deutschen Rekordmeister, dass er demnächst wieder auf den ungeliebten Pendelverkehr zwischen erster und zweiter Liga geschickt wird. »Glücklicherweise hat sich unsere Position an diesem Spieltag nicht verschlechtert«, konnte Wolf wenigstens in den Niederlagen von Mainz, Freiburg und Bochum gewinnbringende Resultate für seinen 1. FC Nürnberg entdecken.
Der klebt selbst seit einem Monat bei 24 Zählern fest, was immer noch zu Tabellenplatz 14 reicht. Kein Grund zur Panik also, weil Trainer Wolf auch davon überzeugt ist, »dass wir wieder punkten werden.« Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich am kommenden Sonntag im Frankenstadion gegen Borussia Dortmund. Allerdings haben die Nürnberger alle drei Heimspiele der Rückrunde mehr oder weniger deutlich verloren und 2005 auch nur eine von sechs Begegnungen für sich entscheiden können. Es ist aber auch ein hartes Los: Sie treffen richtig oft - und kassieren noch mehr.

Artikel vom 28.02.2005