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Vortäuschung
falscher Tatsachen

Installation von Jörn Stahlschmidt


Bielefeld (WB). Das Bild ist bekannt und doch irritierend: Ein Balkon, der normalerweise an der Fassade eines Gebäudes hängt und einem demagogischen Redner als Tribüne dient, steht abgelöst auf dem Boden der Galerie 61. Der Hamburger Künstler Jörn Stahlschmidt hat ihn dorthin verfrachtet. Er ist Kernstück seiner Ausstellung »Protoganda Udio Maschin«. Der Tribüne gegenüber ist die Wand mit einem an Propagandaplakate erinnernden dynamischen Sonnenaufgang in Schwarz, Weiß und Grau ausgemalt. Der Publikumsbereich wurde abgesperrt und aus den Lautsprechern rauscht der Grundton des Verstärkers.
Solche Installationen sind typisch für Stahlschmidt. Sind sind nicht nur von hoher handwerklicher Perfektion, sondern auch voll funktionsfähig, ohne hingegen eine Funktion zu haben. Jörn Stahlschmidt spielt mit dem Betrachter, er lässt ihn Assoziationsketten und Bezüge herstellen, weckt Erwartungen und beendet das Spiel, ohne überhaupt angefangen zu haben.
Der Künstler wurde 1975 in Hamburg geboren und studierte Freie Kunst an der dortigen Hochschule für Bildende Künste. An der Hochschule für angewandte Wissenschaften belegte er die Fächer Kommunikationsdesign und Illustration. Ein Austauschprogramm führte ihn unter anderem nach Cambridge an die Graduate School of Design.
Die Ausstellung in der Galerie 61, Neustädter Straße 10, läuft bis zum 9. April und kann freitags von 16 bis 19 Uhr, samstags von 12 bis 16 Uhr sowie nach telefonischer Absprache unter 01 79/9 26 25 11 besucht werden.

Artikel vom 26.02.2005