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Wohnen (fast)
wie dereinst
Andy Warhol

Lofts zwischen Bahn und B61

Von Burgit Hörttrich
und Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). Für die BGW (Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft) ist es ein Experiment: Sie plant auf dem Post-Grundstück zwischen Herforder Straße und Bahngleisen 80 Lofts in drei Gebäuderiegeln, die durch zwei Glashallen miteinander verbunden sind (das WB berichtete). BGW-Geschäftsführer Norbert Müller: »Bevor wir uns aber konkret engagieren, müssen wir den Markt testen.«

Ausgelotet werden soll das Interesse potenzieller Käufer bei den Immobilientagen vom 4. bis 6. März in der Stadthalle. Klar sei, so Müller: »Familien sind nicht die Zielgruppe, eher Menschen, die großzügig, aber zentral wohnen möchten, aber auch Firmen oder etwa Hochschulen, die Mitarbeitern Wohnraum auf Zeit zur Verfügung stellen wollen.« Müller jedenfalls ist überzeugt davon, dass sich nicht nur Künstler wie Andy Warhol, der das Leben im Loft zu einer höchst begehrten Wohnform gemacht hat, in einer der großzügig geschnittenen Wohnungen auf zwei Etagen wohl fühlen würden. Architekt Odo Hillenhinrichs, der das Projekt mit dem soeben verstorbenen Prof. Peter Obbelode entwickelt hat, weist auf eine Besonderheit hin: »Die Lofts entstehen nicht in einer aufgegebenen Fabriketage, sondern als Neubau.«
So sehen erste Planungen aus: Geparkt wird im Erdgeschoss, darüber gibt es in jedem der drei Baukörper drei Loft-Etagen mit Deckenhöhen von bis zu fünf Metern. Die beiden Glashallen werden auf natürliche Weise belüftet; weil es dort dennoch wärmer ist als unter freiem Himmel könnten, so Hillenhinrichs, »dort sogar Palmen wachsen«. Die Etagen sind verbunden mit Aufzügen, vor allem aber durch Stege. Die Eingänge der jeweiligen Wohneinheiten orientieren sich nach innen. Es soll verschiedene Ausbauvarianten geben - mit Galerien, geschlossenen Räumen, Durchlässen. Wintergärten dienen als »Puffer« entweder zur Herforder Straße oder zur Bahntrasse, die Häuser würden so gebaut, dass die Schwingungen, die der ständige Zugverkehr auslöst, abgefangen würden. Die unterschiedlichen Loft-Typen - zwischen 117 und 216 Quadratmeter groß - kosten von 280 000 Euro bis 425 000 Euro - schlüsselfertig, zwei Autostellplätze inklusive.
Benötigt werde eine Fläche von 9500 Quadratmetern, die das Grundstück, das sich im Besitz der Post befindet, reichlich bietet. Norbert Müller betont aber auch: »Wir sind an das Grundstück nicht zwingend gebunden, können diese Lofts auch an anderer Stelle verwirklichen.«
Müller und Hillenhinrichs glauben, mit einem solchen Wohnangebot einem Trend entgegen zu kommen: dass viele Menschen das Wohnen in zentraler Lage dem ruhig gelegenen Häuschen im Grünen den Vorzug geben.

Artikel vom 26.02.2005