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Respekt für die Amazone

Hallentrial: Kroustek Int. Deutscher Meister - Stranghöner Zweiter

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). »Sensationell, ich hab' richtig eine Gänsehaut«, schluckte Hallensprecher Uwe Kelber. Für derlei Gefühlswallungen verantwortlich war der erste Indoor-Auftritt überhaupt von Laia Sanz. Die fünfmalige Damen-Weltmeisterin aus Spanien, 19 Jahre jung und Trial-Profi im Honda-Montesa-»Stall«, war beim 17. Internationalen Hallentrial Bielefeld ein optischer Höhepunkt und stahl den Kerlen fast die Show.

Die 19-Jährige, unterstützt von ihrem namhaften »Wasserträger« Amos Bilbao, war als einzige auf einem neuen (aus Belgien »eingeflogenen«) Viertakter unterwegs. Durchaus ein Handicap angesichts Motorbremse und gänzlich anderer Leistungsentfaltung auf den künstlichen Sektionen. Sie verpasste nach verhaltenem Beginn nur hauchdünn das Finale, weil sie in der Parallelsektion »absteigen« musste - eine »5« mit Folgen. Dass die dem Reglement entsprechend zur Gesamtpunktzahl addiert wurde, daran konnten auch Proteste ihres Sponsors nichts ändern.
Die Offerte, das Finale dann eben außer Konkurrenz zu bestreiten, lehnte Laia Sanz nach Parcous-Besichtigung angesichts des erhöhten Schwierigkeitsgrades ab. »Work. Hard work«, kommentierte die mutige Frau ihr Gastspiel, das ihr sichtlich Vergnügen bereitete. Der Respekt aller, Konkurrenten wie der 2200 auf den Rängen, war ihr gewiss. »Vom Feinsten. Die wusste jederzeit, was sie sich zutrauen konnte«, meinte der frühere deutsche Seniorenmeister Diedrich Weber (MSC Brake) voller Anerkennung. Und auch MSC-Vorsitzender Jürgen Heuermann war »sehr angetan. Das war perfekt. Sie hat sich sehr gut präsentiert und das in sie gesetzte Vertrauen gerechtfertigt«.
Eindeutig versiertester Fahrer im Feld und am Ende zurecht Internationaler Deutscher Meister im Hallentrial war der tschechische Meister Martin Kroustek (27). Kleiner Schönheitsfleck seiner »Nullrunde« in der Qualifikation - es war die einzige an dem Tag - war lediglich ein Pünktchen wegen Zeitüberschreitung. Für Lokalmatador Carsten Stranghöner, der sich auf seiner Gas-Gas »wohlfühlte«, blieb der schwache Trost, Kroustek zwei Mal an der Parallelsektion geschlagen zu haben.
Doch beide Male legte der Tscheche dann mit super Leistungen vor, was bei Stranghöner augenscheinlich Nervosität erzeugte. Während er die Qualifikation mit nur drei Fehlerpunkten noch adäquat abschloss, war der Druck im Finale wohl zu groß für ihn. Stranghöner kassierte drei »Fünfer«, konnte aber den Drittplatzierten Jochen Schäfer mit 16:18 soeben distanzieren.
Stunt-Profi Dan Clark (»Ich liebe es, die Massen zu unterhalten«) überzeugte mit einer tadellosen Qualifikation, stand aber im Finale als Vierter auf verlorenem Posten. Das lag freilich weniger an seinen Fahrkünsten, sondern an der fehlenden Leistung seines Untersatzes Marke Scorpa.
Wenn sich Treckerreifen in überdimensionale Käseräder verwandeln oder übereinander gefrachtete Schuttmulden zur Seufzerbrücke umfunktioniert werden, wenn Motorradakrobaten vorbei an italenischen Gondeln oder englischen Original-Taxis mit fein dosierten Gasstößen ihre Gas-Gas, Beta oder Sherco möglichst fehlerfrei über sieben liebevoll dekorierte Sektionen hieven - dann ist gewiss wieder Hallentrial-Zeit.
Bei seiner gestrigen 17. Veranstaltung hatte der MSC Brake ein »Trial ohne Grenzen« ausgeheckt. Theateratmosphäre in der Seidensticker Halle: Nur wenige Meter trennten die Sparrenburg vom griechischen Amphitheater, die Tower-Bridge vom Eiffelturm. turm - binnen acht Minuten war die Europareise der etwas anderen Art schon vorbei.
Der Schwierigkeitsgrad war den Fahrern angepasst. Schließlich war die junge deutsche Garde wie Jugend-Europameister Christian Kregeloh (16), Jochen Schäfer (18) oder Christian Wassermann (21) am Start. »Seit vielen Jahren gibt es endlich wieder Leute, sie sich trauen zu fahren. Das wollen wir unterstützen«, erläutert Uwe Kelber. Regelrecht um einen Start »gebettelt« hatte mit dem Polen Tadeusz Blazusiak ein gern gesehener Dauergast der Vorjahre. Doch als Profi-Europameister und WM-Neunter war es ihm vom Verband schlicht untersagt.Sport

Artikel vom 28.02.2005