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Früh übt sich, wer ein Autor werden will

Kinder aus der Brocker Schule schreiben ein eigenes Buch - öffentliche Lesung am 11. März

Von Annemargret Ohlig
(Text und Fotos)
Brackwede (oh). Es ist höchst erstaunlich: Zehn Mädchen und zwei Jungen im besten »Tobe-Alter« zwischen acht und elf Jahren sitzen leise und sehr konzentriert in der Stadtbibliothek Brackwede an kleine Tischen und schreiben. Ganz freiwillig - und das schon den zweiten Nachmittag.

Selbst von den Bibliotheksbesuchern, die ausgelesene Bücher zurückbringen oder in den Regalen nach neuem »Lesefutter« Ausschau halten, lassen sich die Kinder des dritten und vierten Schuljahres der Brocker Schule nicht ablenken von ihrem Tun. Niemand springt zappelig auf oder hält nach Ablenkung durch einen Fernseher Ausschau oder möchte dringend heim zur Playstation.
Stattdessen: In allerschönster Handschrift schreiben die Grundschüler eifrig selbst erfundene Geschichten auf - über Drachen mit vier Köpfen, Elfen, über Schnee, der seine gesamte Umgebung blau färbt, freche Monde, verbrecherische Ehefrauen und kluge Kommissare.
Und weil dazu die passenden Illustrationen gehören, wird nach getaner Schreibarbeit am Ende des zweiten Projekttages gemalt. Mit ebensolcher Begeisterung, wie sie die kleinen Schriftsteller zuvor beim Schreiben ihrer Geschichten für das gemeinsame Kinderbuch gezeigt haben.
Denn aus dem, was am Donnerstag und Freitag vergangener Woche im Rahmen des Projektes »Mit Büchern zur Persönlichkeit: Kinder als Autoren - mein eigenes Buch« entstanden ist, soll tatsächlich ein Buch werden, das von der Firma Mohn Media in einer Auflage von 50 Stück gedruckt wird. Das haben Monika Grimm, Grit Kleinert-Hoder und Edith Nikelowski den Nachwuchsschriftstellern versprochen.
Die drei Frauen - »wir sind Mütter mit großen Herzen für Kinder und viel Humor« - sind aber nicht nur das. Sie haben sich vielmehr im Rahmen des »Weiterbildenden Studiums Frauenstudien« an der Universität Bielefeld zusammengetan, um für das Begleitseminar bei Dozentin Dr. Anne Kitsch das Kinderbuch-Projekt durchzuführen.
»Wir möchten bei den Kindern die Neugier auf die Welt der Bücher wecken. Wir möchten sie zum Schreiben und Lesen animieren und sie mit Büchern vertraut mache, Wir möchten ihnen die Möglichkeit eröffnen, den Spaß am Schreiben und damit auch am Lesen zu entdecken. Dabei zeigen wir ihnen, dass das Lesen, unabhängig von den finanziellen Mitteln der Eltern, kostenfrei sein kann«, schreiben die drei Studierenden in ihrem Projektplan.
Dass diese »Theorie« in der Praxis tatsächlich funktioniert, zeigte sich an den beiden Nachmittagen, an denen die Kinder nicht nur das Schreiben fantasievoller eigener Geschichten, sondern auch die Stadtteilbibliothek Brackwede und ihre Möglichkeiten gemeinsam mit der Leiterin Katharina Günter entdeckten.
»Leider konnten wir nicht alle Kinder in unser Projekt aufnehmen, die daran Interesse gezeigt haben«, sagt Monika Grimm. Möglicherweise werde man es wiederholen, damit die Enttäuschung bei den Grundschülern nicht allzu groß sei.
lZunächst gibt es allerdings noch einen dritten Nachmittag in der Stadtteilbibliothek, der ganz im Zeichen des eigenen Buches steht. Am Freitag, 11. März, ist in der zeit von 16.30 bis 17.30 Uhr eine »Autorenlesung« geplant. Zu diesem Termin sollen die Bücher fertig gebunden sein. Die Kinder, die gerne möchten, können die eigenen Geschichten dann der Gruppe vorlesen.
Im Anschluss daran erhält jeder »Nachwuchsautor« ein solches Buch als Geschenk. Außerdem werden ihnen Ausweise für die Stadtteilbibliothek überreicht.

Artikel vom 28.02.2005