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»Kostenexplosion bleibt aus«

Arzneimittelausgaben: Gesundheitsverbände erwarten nur leichten Anstieg

Berlin (ddp/Reuters). Gesundheitsverbände und Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) erwarten keinen starken Anstieg bei den Arzneimittelausgaben für 2005.

Die Höhe der Ausgaben für Medikamente von 1,7 Milliarden Euro im Januar und somit auf dem Jahresmittel von 2004 zeige, »dass die Arzneimittelausgaben bezahlbar bleiben«, sagte Schmidt am Freitag in Berlin. Die Ausgaben von 1,7 Milliarden Euro bedeuten gegenüber dem Januar 2004 zwar ein Plus von fast 29 Prozent, sagte der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), Hermann S. Keller. Beide Monate ließen sich jedoch nicht ohne weiteres miteinander vergleichen. So seien im Januar 2004 mit Inkrafttreten der Gesundheitsreform die Ausgaben schlagartig auf 1,3 Milliarden Euro gesunken, da sich viele Versicherte zuvor in Erwartung höherer Zuzahlungen mit Arzneien eingedeckt hätten und dadurch im Januar weniger Bedarf hatten.
Die Ministerin fügte hinzu, die von »Schwarzsehern erwartete Ausgabenexplosion« sei nicht eingetreten. Auch Vertreter der Krankenkassen sowie der Ärzteverbände und der Industrie äußerten sich vorsichtig optimistisch. Die Apothekerverbände schlossen jedoch einen Anstieg der Arzneimittelausgaben in diesem Jahr weiter nicht aus.
Keller sagte, man rechne nicht damit, dass sich die Arzneimittelausgaben in diesem Jahr insgesamt auf dem Vorjahresniveau bewegen werden.
Zur Begründung führte er an, dass die Instrumente zur Ausgabenbegrenzung, etwa die seit Jahresanfang geltende Neuregelung der Festbeträge, noch nicht im erhofften Maß griffen. Wie sich die Senkung des Herstellerrabatts von 16 Prozent auf sechs Prozent auswirke, könne ebenfalls noch nicht abgeschätzt werden.
Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie entgegnete, dass sich die Medikamentenhersteller in ihrer Preispolitik verantwortungsbewusst verhalten und neben den Patienten den »Löwenanteil« zur Sanierung der Gesetzliche Krankenversicherung beigetragen hätten.
Der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen, Wolfgang Schmeinck, äußerte sich angesichts der Januarzahlen zuversichtlich. Er hoffe, dass es bei der Ausgabenstabilität bleibe. Es könne allerdings in diesem Jahr und 2006 nochmals zu einem leichten Anstieg kommen.
Ulrich Weigeldt, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), hob besonders hervor, dass »die niedergelassenen Ärzte vernünftig verordnet« haben.
Der Versichertenvertreter im Verwaltungsrat der Bundes-AOK, Fritz Schösser, geht dagegen von steigenden Arzneimittelausgaben aus. »Die Ausgaben werden in diesem Jahr auf jeden Fall größer«, sagte Schösser.
Mit möglicherweise steigenden Arzneimittelausgaben der Kassen sinke laut Schösser auch die Chance für weitere Beitragssenkungen über das gesetzlich vorgeschriebene Maß von 0,9 Prozent zum 1. Juli hinaus.
Die Barmer Ersatzkasse schloss das vergangene Jahr mit einem Finanzüberschuss von 600 Millionen Euro ab. 2003 verbuchte sie noch ein Defizit in Höhe von 280 Millionen Euro. Damit habe das Jahr 2004 eine Trendwende gebracht, sagte Fiedler. Beitragssenkungen schloss er nicht aus.
Auch andere große Krankenkassen - wie die DAK, Techniker Krankenkasse und KKH - haben bereits bekannt gegeben, dass sie im vierten Quartal 2004 das bereits vorher eingefahrene Plus nochmal vergrößern konnten.

Artikel vom 26.02.2005