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Neue Ansichten über
den biblischen Paulus

Juden & Christen: »Woche der Brüderlichkeit«

Von Matthias
Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Seit mittlerweile 52 Jahren befinden sich die Religionen nun im Dialog. Am Sonntag, 6. März, versammelt die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit tolerante, weltoffene Gläubige zur »Woche der Brüderlichkeit«.

Es blieb - auf Bundesebene - nicht unwidersprochen, den Heidenmissionar Paulus ins Zentrum der in ganz Deutschland begangenen Brüderlichkeitswoche zu rücken. Bislang galt als ausgemacht, dass »ab Paulus« Christen und Juden getrennte religiöse Wege beschritten. »Jüdische Theologen betonen jetzt wieder stärker Paulus' jüdische Wurzeln, was manchen christlichen Wissenschaftlern nicht unproblematisch erscheint«, erklärt GCJZ-Geschäftsführer Martin Féaux de Lacroix.
Unbeschadet dieses Disputs steht diesmal das Paulus-Wort »Prüfet alles, das Gute behaltet« aus dem 1. Thessalonicherbrief 5,21 als Motto über den Veranstaltungen. Dazu spricht Pastor Ulrich Pohl von den Bodelschwinghschen Anstalten. »Ein gutes Wort«, findet der ev. GCJZ-Vorsitzende Karl-Christoph Flick, »denn es reflektiert wie kaum ein anderes unser Leben, in dem es stets abzuwägen gilt.« Auch der christlich-jüdische Dialog müsse ja ständig ausbalanciert werden.
Die Woche wird am 6. März, 11.30 Uhr, im Sitzungssaal des Neuen Rathauses mit Grußworten der jüdischen GCJZ-Vorsitzenden Daphne Wolff und des Bürgermeisters Horst Grube eröffnet. Am Donnerstag, 10. März, 20 Uhr, spielt das Duo »benkschaft« (jiddisch für »Sehnsucht«) im Gemeindehaus der reformierten Gemeinde an der Güsenstraße 16-18 jiddische Lieder aus Vergangenheit und Zukunft.
»Musik ist ein gutes Mittel zur Überwindung von Sprachbarrieren«, sagt Daphne Wolff. In Bielefeld hochwillkommen, denn von den 200 jüdischen Einwohnern stammen fast alle aus Nachfolgestaaten der Sowjetunion. »Musik hilft uns, sie in die Gesellschaft zu integrieren.«
Es ist schöne Tradition, die Kurzgottesdienste (7. bis 11. März, 17.30 Uhr, Altstädter Nicolaikirche) von GCJZ-Mitgliedern gestalten zu lassen. Abschließend spricht der jüngst emeritierte Paderborner Theologe Hubert Frankemölle über »Die Heimholung des Ketzers« - eben über die »Rehabilitierung« des früher verfemten Paulus.
Die Gesellschaft dankt Rat und Verwaltung für deren Unterstützung »seit der ersten Stunde« vor 52 Jahren. Auf Bundesebene wird die »Woche der Brüderlichkeit« in Erfurt eröffnet; hier wird der Berliner Theologe Peter von der Osten-Sacken für sein Engagement im christlich-jüdischen Dialog mit der Buber-Rosenzweig-Medaille geehrt.
Das aktuellle Halbjahresprogramm der Gesellschaft liegt in allen Gemeinden aus. Informationen gibt's bei Martin Féaux de Lacroix unter 3 29 28 95.

Artikel vom 26.02.2005