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Dienstleister werfen Jobmotor neu an

Vor allem Zeitarbeitsfirmen suchen Personal -ÊEinzelhandel baut noch weitere Stellen ab

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Das Dienstleistungsgewerbe, bis vor zwei oder drei Jahren auch in Ostwestfalen der große Jobmotor, nimmt Anlauf für Neueinstellungen.

Wie der Vorsitzende des Dienstleistungsausschusses der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwestfalen zu Bielefeld gestern bei der Vorstellung der aktuellen Konjunkturumfrage erläuterte, will mehr als jeder fünfte Betrieb (22 Prozent) in diesem Jahr sein Personal aufstocken. Nur 12 Prozent, insbesondere Unternehmen der Kreditwirtschaft sowie des mautgeschädigten Verkehrsgewerbes, wollen ihre Mitarbeiterzahl noch einmal reduzieren.
Den größten Arbeitskräftebedarf melden die Zeitarbeitsfirmen. Sie profitieren von einer besseren Industriekonjunktur, da Betriebe am Anfang eines Aufschwungs oft noch davor zurückschrecken, zu früh ihr eigenes Personal aufzustocken. Zugute kommt den Zeitarbeitsfirmen nach Ansicht Prohaskas auch ein verbessertes Image durch den Abschluss des ersten Branchen-Tarifvertrages.
Personal im nennenswerten Maße aufstocken wollen auch EDV-Dienstleister und Unternehmensberater. Neue Produkte in der Datenverarbeitung und in der Internet-Präsentation beflügeln in diesem Bereich die Konjunktur.
Eine Verschlechterung ihrer Nachfrage erwarten die in der Region aktiven Versicherungsunternehmen -Ênachdem ihnen die Besteuerung der Lebensversicherungen allerdings im vergangenen Jahr eine Sonderkonjunktur bescherte. Etwas entspannter als zuletzt geben sich die Reisebüros; mit der Organisation von »Events« haben viele ein neues Betätigungsfeld gefunden.
Im Handel hat sich die Geschäftslage nach Auskunft des Vorsitzenden des IHK-Handelsausschusses Reinhard Dieter Wolf seit dem Tiefpunkt im Frühjahr 2003 leicht entspannt, liegt aber »immer noch unter der Nulllinie«. Die Erwartungen der Händler seien gestiegen, obwohl die Steuerreform kaum positive Auswirkungen auf die Konsumnachfrage habe. Dies treffe, so Wolf, vor allem den Einzelhandel. Hier werde sich der Abbau von Arbeitsplätzen voraussichtlich weiter fortsetzen. 20 Prozent der Einzelhändler wollten Stellen reduzieren. Der Großhandel profitiere dagegen von der besseren Lage im Export. Vergleichsweise gut sei die Stimmung außerdem unter den selbständigen Handelsvertretern.
Nach wie vor unbefriedigend ist Wolf zufolge die Ertragslage. Erneut übte der Einzelhandelssprecher scharfe Kritik an den meist von den Großunternehmen angestachelten »Rabattschlachten«. Außerdem litten die Geschäfte darunter, dass viele Scheckkarten-Einkäufe nicht gedeckt seien. Der Forderungsausfall sei inzwischen so groß, dass auch mittelständische Händler trotz der höheren Gebühren dazu übergingen, von ihren Kunden die Eingabe der PIN-Nummer zu verlangen.

Artikel vom 25.02.2005