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Viel Streit um
die Farbe Gelb

Keil kämpft für das »Yellow Phone«

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Das weiß man spätestens seit Michail Gorbatschow. Doch manchmal bestraft das Leben auch den, der mit seiner Idee zu früh auf den Markt geht.
Thomas Keils »Yellow Phone« auch im Internet.

Was sich auf »Gelben Seiten« vermarkten lässt, muss man auch am gelben Telefon verkaufen können, dachte sich Thomas Keil. Zwölf Jahre ist das her. Sofort hagelte es Widerspruch vom Telekom-Unternehmen DeTeMedien. Vorm Landgericht Bielefeld gab Keil den Namen »Gelbes Telefon« fürs englische »Yellow Phone« auf. Dem Hammer Oberlandesgericht aber war auch der Name zu nah an den »Gelben Seiten«. Gegen sein Verbot zog Keil vor den Bundesgerichtshof - und bekam Recht.
Inzwischen schrieb man 1993. Die Telekom hatte als Fast-Noch-Monopolist auch nach Beilegung des Namensstreits genug Möglichkeiten, Keil das Leben schwer zu machen. Er arbeitete mit Hochdruck am Aufbau einer Adressendatei, tat sich mit einem Call Center zusammen und ging ins Internet. Dort sicherte er sich auch die Domain www.yellowphone.de und www.yellowphone.com.
Während die Deutsche Telekom jetzt bei der Fernsprechauskunft immer mehr Konkurrenz erhielt, kamen die Querschüsse gegen »Yellow Phone«Êzur Abwechslung von einer anderen Seite. Zunächst stieg der baden-württembergische Stromversorger EnBW (»Yellow«) entgegen einer ursprünglichen Zusicherung 2001 plötzlich doch auch mit »Yellow Fon« in den Telefonmarkt ein. Zeitweise verhandelte Keil sogar mit den Karlsruhern über den Namensverkauf. Nach einer mündlichen Zusage glaubte er sich fast am Ziel. Stattdessen flatterte ihm 2002 die Klage einer Düsseldorfer Kanzlei ins Haus -Êangeblich im Auftrag der Schweizer Popgruppe »Yellow«. Diese wusste nichts davon, wie Keil durch einen Anruf herausfand. Vor einer Klage wegen Rechtsmissbrauch zog die Kanzlei ihre Anzeige zurück . . .
Inzwischen hatte Keil - ohne Erfolg -Êmit Venture Capital-Gebern sowie mit Telegate-Chef Klaus Harisch verhandelt. Dieser machte sich kurze Zeit später mit der »Varetis AG« selbstständig. Nach dem Start mit Software für Call Center macht er Yellow Phone seit dem 15. Oktober 2004 direkt Konkurrenz -Êmit einem eigenen Branchendienst im Internet. Sein Name: »Go Yellow«.
Keils Datenbank enthält 2000 Eintragungen; jede Firma zahlt täglich 20 Cent. Kunden erhalten im Internet oder unter 0800 900 1188 die gewünschte Auskunft kostenlos. Das Geschäftsmodell von Varetis ist ähnlich. Allerdings gehen die Münchner mit einer Kapital- und Werbemacht an den Start, die Keil Angst machen muss. Soll er also gegen »Go Yellow« klagen? Einerseits ja. Andererseits: Vielleicht kommen Varetis und Yellow Phone ja sogar zusammen.

Artikel vom 26.02.2005