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Gefühle als Triebfeder
für Form umd Farbe

Ausstellung »Mein ganzer Körper malt« in Lydda

Bielefeld (uj). »Ich nehme mir immer die großen Meister zum Vorbild. Hier habe ich versucht, Rembrandtsche Effekte reinzubringen«, sagt Hermann-Otto Meyer und zeigt auf zwei eindrucksvolle Ölgemälde. Meyer lebt in Bethel. Er ist einer von insgesamt 14 Künstlern und Künstlerinnen, die unter dem Titel »Mein ganzer Körper malt« ihre Werke im Künstlerhaus Lydda zeigen.

Die Ausstellung ist die konzentrierte Zusammenfassung einer Schau zum Thema »Emotionen«, die im Sommer vergangenen Jahres im Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld gezeigt wurde und dort ein Forschungsprojekt zum Thema »Emotionen« bereicherte. Damals hatte Jan Hoet die Ausstellung eröffnet und den Werken große Anerkennung zugesprochen.
Alle Künstler schöpfen die Impulse für ihre künstlerische Arbeit aus ihren Gefühlen. So auch Ulrich Vinke, der unter dem Eindruck des beginnenden Irakkriegs 2003 zwei Kreidezeichnungen schuf. »Ulrich Vinke hatte Angst«, sagt Willi Kemper, Leiter des Künstlerhauses. Und Vinke bestätigt: »Es war eine schlimme Zeit für mich. Das fand ich ganz brutal von George W. Bush.« Entsprechend bedrohlich oder auch ironisch wirken die schwarzen Zeichnungen. Eine zeigt einen Engel, der einen Panzer steuert.
Die Zeichnungen von Karl-Heinz Melzer wachsen beim Arbeiten, »einfach so«, sagt der Künstler, der so poetische Bilder malt wie »Liebende Engel« oder »Katzenengel und Maus«.
Tarik al Tikriti wiederum zeigt große farbige Arbeiten, in denen seine inneren Bilder Gestalt bekommen, und von Heidrun Gesemann sind große weitläufige abstrakte Farbwelten voller Bewegung und Dynamik zu sehen. Isabel Schnittker schuf acht eindrucksvolle Linoldrucke in unterschiedlichen Farben und Stimmungen, Eva-Maria Born zeigt eine Fotoarbeit als Form der Selbstbeobachtung.
Von Antje Seifert sind Monotypien zu sehen, Monika Haimbucher entwarf ein riesiges Malgebilde, das von weitem betrachtet die Züge eines Gesichts preisgibt. Der vor zwei Jahren verstorbene Ralf Wiethüchter nannte eine seiner Kohlezeichnungen »Angst vor der Zerstörung des Körpers«. »Wiethüchter glaubte, dass die Welt zusammenbricht«, erklärt Willi Kemper mit Hinweis auf den gespaltenen Körper.
Katharina Dietrich zeichnete aus dem Bauch heraus 15 Köpfe. Jeder hat einen ganz eigenen Charakter. Tom Brecht zeichnet nur Frauen, sagt Kemper. In Collagetechnik entstand eine geheimnisvolle Badeschönheit. Von Antje Brunschön ist eine einfache, aber packende Schwarz-Weiß-Zeichnung zu sehen, und Silke Ordzischewski stellte drei Bilder triptychonartig zusammen, in denen es wirbelt und lebt. Jede Arbeit ist eine Entdeckungsarbeit und von bemerkenswert hoher ästhetischer Qualität.
Die Ausstellung ist von heute an bis Freitag, 18. März sowie vom 6. bis 16. April geöffnet - jeweils mittwochs bis samstags von 15 bis 18 Uhr.

Artikel vom 25.02.2005