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Von Manfred Matheisen

Bielefelder
Optik

Grüne Idee im Rathausnest


Es war wie in alten Zeiten: hitzige Debatte, Sitzungsunterbrechung, schließlich interfraktionelle Einigung. Mit Temperament und Leidenschaft diskutierte der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung, nein, nicht über Hartz IV oder den Arbeitsmarkt, sondern über das Thema »Teuto ohne Auto«, das der grüne Regierungspräsident Andreas Wiebe ins Bielefelder Rathaus-Nest gelegt hat.
Am 19. Juni soll die Bundesstraße 66 von der Stadtbahn-Endstation Sieker bis in die Residenzstadt für Automobile gesperrt werden und einen munteren Radler-Tag ermöglichen. Seit dem Dezember 2003 befasst sich die Bielefelder Verwaltung mit den dafür erforderlichen Maßnahmen, steht in engem Kontakt mit Polizei und Feuerwehr.
»Ein bisschen Spaß muss auch in Ostwestfalen-Lippe sein«, wird der RP gedacht haben, als er die Radel-Idee kreierte. In anderen deutschen Städten und Regionen werden schließlich solche Aktionstage zur großen Freude der Bevölkerung schon durchgeführt. Und ein wenig Glanz fällt bei solchen Gelegenheiten ja auch auf den jeweiligen Initiator.
Gegen den Radlerspaß gab es dann im Rat auch wenig Einwände. Zur Frage, wer denn für die Kosten aufkommen solle, legten die bürgerlichen Fraktionen und die SPD allerdings die Stirn heftig in Falten. Die Stadt steht unter Nothaushaltsrecht. Der Regierungspräsident achtet peinlich genau darauf, dass nicht ein Euro mehr ausgegeben wird, als unbedingt notwendig ist. Und nun beschert er der Stadt zwangsläufig Kosten. Die Verwaltung muss sich nämlich, ob sie will oder nicht, mit jedem Antrag beschäftigen, der die Sperrung einer Straße begehrt. Das bindet Arbeitskraft - und kostet Geld.
Bei dieser Dienstleistung soll es nach dem Willen der Bielefelder Kommunalpolitiker auch bleiben. Nicht ein müder Euro mehr, so der Beschluss, dem sich auch die Grünen fügten, darf aus städtischen Kassen für die Aktion »Teuto ohne Auto« ausgegeben werden. Und das ist gut so.
Ein Problem, merkte ein Spaßvogel am Rande der Sitzung an, bräuchte der Regierungspräsident indes auf keinen Fall zu fürchten. Wer von Bielefeld ins Lippische radele, benötige kein Visum. . .

Artikel vom 26.02.2005