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Autohändler
bringt Mintal
zum Club

Slowake auf Torjagd in Bielefeld

Von Dirk Schuster
Nürnberg (WB). Er ist der Mann, der für den Club die Schlagzeilen schreibt. So viele, dass es Marek Mintal (27) manchmal schon nervt, dass jeder Journalist was von ihm will. Aber eine Überschrift möchte er wiederum gern noch über sich lesen: »Mintal schießt die Slowakei zur WM 2006«.

»Wenn wir Ende März in Bratislava gegen Portugal nicht verlieren, ist alles möglich. Es wäre ein Traum, mit dem Nationalteam bei der WM 2006 ein Vorrundenspiel in Nürnberg zu bestreiten. Das wäre ein Heimspiel«, sagt Mintal, dem in der Qualifikation erst ein Tor gelang. In der Bundesliga jubelte er schon 17 Mal.
Wie kommt es bloß, dass sich ausgerechnet der 1. FC Nürnberg den erfolgreichsten Torschützen der Bundesliga an Land zog? FCN-Trainer Wolfgang Wolf hatte sich vor zwei Jahren bei einem befreundeten Autohändler gerade einen neuen Wagen gekauft, als Peter Hammer Wolf fragte: »Kann ich sonst noch etwas für dich tun?« Wolf antwortete, einen Stürmer und einen Mittelfeldspieler gut gebrauchen zu können. Es dauerte nicht lange, bis ein gewisser Marek Mintal vom MSK Zilina, mit dem er übrigens zwei Mal slowakischer Meister wurde, ebenso beim damaligen Bundesligaabsteiger unterschrieb wie Robert Vittek. Peter Hammer hatte seine guten Kontakte in die Slowakei spielen lassen, dem Club dieses treffliche Duo vermittelt. 18 Zweitligatore Marke Mintal verhalfen dem 1. FCN zur Rückkehr in die 1. Liga.
Während vor allem der fleißige und immer präsente Vittek Spiel für Spiel im Mittelpunkt steht, ist der gute Mintal manchmal gar nicht zu sehen. »Die Bezeichnung Phantom hat sich die deutsche Presse für mich ausgedacht«, sagt Mintal, der von den Journalisten damit auf eine Stufe mit Bayern Münchens Roy Makaay gehievt wurde. Dass Mintal sogar schon fünf Treffer mehr markiert hat als Makaay sagt alles über seine fußballerische Qualität.
Dass er auf dem Fußballplatz nur sporadisch, dann aber um so nachhaltiger in den Mittelpunkt rückt, ist kein Zufall. Auch der private Marek Mintal liebt und lebt die Zurückhaltung, bezeichnet sich als »Familienmensch«. Mit der Frau Spazieren gehen, ein Bummel durch die Nürnberger Innenstadt, Relaxen vor dem Fernseher - der von europäischen Topclubs, darunter der FC Liverpool, umworbene Torjäger (Vertrag bis 2008) zieht dem Rummel die Ruhe vor. Darum hat es auch eine ganze Weile gedauert, ehe er den ganzen Wirbel, der um ihn entstanden ist, verstehen konnte. »Anfangs habe ich mich immer gefragt, warum die Leute von den Zeitungen nicht auch mal diejenigen befragen, die meine Tore vorbereiten.«
Obwohl in Marek Mintal Samstag der Top-Torjäger der Bundesliga in der SchücoArena vorbeischaut, denkt Bielefelds Trainer Uwe Rapolder nicht im Entferntesten daran, sein Spielsystem umzustellen. Er sagt: »Die Bayern kamen mit Ballack und Makaay, und wir haben an unserem System auch nichts geändert.«
Das eine Phantom, Roy Makaay, ging in Bielefeld leer aus. Wenn sein Double, Marek Mintal, ebenso wenig Schrecken im Bielefelder Strafraum verbreitet wie der Holländer, ist für Arminia gegen den Club schon viel gewonnen.

Artikel vom 26.02.2005