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Kaffeegenuss kommt immer öfter ungefiltert

Melitta setzt 2005 große Hoffnungen auf neue Geräte

Von Bernhard Hertlein
Minden (WB). Seit dem Anfang vor 97 Jahren bis heute ist die Filtertüte das Kerngeschäftsfeld der Mindener Melitta-Gruppe. Jetzt setzen die neuen Einzelportionierer und Kaffeevollautomaten, die beide ohne Filtertüte auskommen, das Kernprodukt unter Druck.

Im vergangenen Jahr reduzierte sich der Gesamtmarkt der Filtertüten in Deutschland um 5,5 Prozent. Zwar konnte Melitta seine Position mit einem Anteil von 37,1 Prozent halten. Eine Wende ist aber deshalb nicht zu erwarten, weil die Nachfrage nach Geräten, in denen der Kaffee einzeln pro Tasse gebrüht wird, sowie nach Vollautomaten weiter wachsen wird. Der Anteil des Röstkaffees, der in diesen neuen Geräten ungefiltert zum Einsatz kommt, hat sich nach Angaben von Christoph Hirschmann, Melitta-Geschäftsführer für den Bereich Kaffeegenuss, seit 2003 von 10,1 auf 13,5 Prozent im vergangenen Jahr erhöht. Für 2005 erwartet er einen Anstieg auf gut 18 Prozent.
In einem schwierigen konjunkturellen Umfeld musste der Kern der Melitta-Gruppe, das Unternehmen Melitta Haushaltsprodukte, im vergangenen Jahr ein Umsatzminus von 470 auf 457 Millionen Euro hinnehmen. Ein Teil des Rückgangs ist nach Angaben des Vorsitzenden der Geschäftsführung, Frank Schiesser, auf das Ende des »Swirl Home Service« zurückzuführen. Der Versuch, eine professionelle Reinigungsfirma für private Haushalte aufzubauen, erwies sich als nicht rentabel und wurde Ende Juni 2004 aufgegeben. Einen Kunden anzuwerben kostete bei dem Pilotversuch in Köln nach Angaben von Geschäftsführer Uwe Böttcher 300 Euro und damit ein Drittel des für den Kunden erwarteten Jahresumsatzes. Böttcher sucht nun erneut -Êzusätzlich zu Staubfilter- und Müllbeuteln -Ênach einem neuen dritten Standbein für Swirl.
Die entscheidende Schlacht dieses Jahres wird Melitta Haushaltsprodukte jedoch auf dem Feld der Kaffeezubereitung ausfechten. Seit September 2004 mischen die Mindener mit »My Cup«Êauch auf dem Feld der Einzelportionierer mit. Bisher wurden 30 000 der in China produzierten Geräte verkauft; bis Ende 2005 soll die Zahl auf 200 000 steigen -Êgegen harte Konkurrenz. Neben den »Erfindern« der Geräte, Philips (»Senseo«) und Egbert, tummeln sich auf dem Markt unter anderem Nestlé (Nespresso), Tchibo sowie Jacobs mit Petra. Im Ausland sind Braun in Frankreich (»Tassimo«)Êund Procter & Gamble in den USA starke Wettbewerber. Zur Verkaufsförderung wird Melitta zeitweise jedem verkauften »My Cup«-Gerät einen Reisegutschein über 50 Euro beilegen.
Ihre Kompetenz in Sachen Kaffeegenuss unterstreichen die Mindener noch mit einer weiteren Neuheit. Vor wenigen Tagen wurden die ersten, in Holland produzierten Melitta-Kaffeevollautomaten ausgeliefert. Die Endverkaufspreise für »Caffeo« liegen zwischen 649 und 999 Euro. Bis Jahresende erwartet Hirschmann einen Absatz von 20 000 Geräten und damit einen Marktanteil von etwa sechs Prozent.

Artikel vom 24.02.2005