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Schneider wirft Handtuch:
Rücktritt als Schützenchef

Bis Nachfolger gefunden ist, führt Potthast BSG-Regie

Von Jürgen Rahe (Text und Foto)
Bielefeld (WB). Hans-Wilhelm Schneider ist überraschend von seinem Amt als Oberst der Bielefelder Schützengesellschaft (BSG) zurückgetreten. Seinen Entschluss gab der 58-Jährige Dienstag Abend am Ende der im »Brenner Hotel Diekmann« durchgeführten BSG-Generalversammlung vor den Mitgliedern bekannt.

Als Begründung führte Hans-Wilhelm Schneider in erster Linie gesundheitliche Probleme an. Zudem sei sein Verständnis von Vereinsarbeit in mancher Hinsicht ein anderes, als das derzeit in der BSG offenbar der Fall ist. Das beste Beispiel der bestehenden Disharmonie zwischen Schneider und einigen Mitgliedern hatte es in der Versammlung kurz zuvor gegeben. Da entbrannte unter den Mitgliedern eine leidenschaftliche Diskussion darüber, ob denn nun in Zukunft bei der BSG in »geheimer Wahl« über die Vorstandsbesetzung abgestimmt werden solle oder aber weiter wie bisher in offener Wahl.
Der amtierende Schützenkönig Sepp Stadler hatte den Antrag zur Satzungsänderung gestellt und wurde dabei von zahlreichen Mitgliedern unterstützt. Allen voran votierte Bielefelds Bürgermeister und BSG-Mitglied Horst Grube für geheime Wahl. »Mit Misstrauen gegenüber irgendwelchen Kandidaten hat dieses Verfahren überhaupt nichts zu tun. Die Satzung wird nur auf demokratische Füße gestellt«, ließ Grube die Mitglieder in einer schriftlich formulierten Mitteilung wissen.
Ex-BSG-Schatzmeister Gerd Stocksmeier sprach sich ebenfalls für geheime Wahlen aus. Der Nachteil einer offenen Wahl sei, dass es letzlich »Scheinmehrheiten« geben könne.
Derartige Versionen brachten Schneider schließlich auf die Palme. »Ich mache hier heute eine schlimme Erfahrung. Diese Meinungen klingen ja so, als wäre es bislang alles andere als demokratisch in der BSG zugegangen.«
Schneiders Stellvertreter, Fritz-Eckhard Potthast (63), der ab sofort kommissarisch die BSG führen wird, bedauerte in einer ersten Erklärung den Rücktritt Schneiders. Potthast: »Hans-Wilhelm Schneider hat sehr viel für unsere Gesellschaft getan. Leider war er nicht unumstritten und wurde manchmal sogar hinterrücks attackiert.«
Gleichwohl forderte Potthast die Mitglieder auf, zum Wohl der Gesellschaft zusammenzuhalten und positiv nach vorn zu schauen. Im Moment brennt den Schützen vor allem das Novotel-Thema unter den Nägeln. Bekanntlich gibt »Novotel« Ende März seinen langjährigen Bielefelder Standort auf dem Johannisberg auf. Das Nachfolgehotel heißt dann »Dormotel«. Da die Schützen ein Anrecht auf die Nutzung der Räume haben, sind Gespräche mit den neuen Betreibern beziehungsweise mit dem DS-Fonds dringend erforderlich. Ansonsten, so meinte gestern ein altgedienter Schützenkamerad, »müssen wir uns gegebenenfalls Gedanken machen, das Schützenfest zu verschieben.«
Über den mit Mehrheit angenommenen Antrag, der zukünftig die Wahlen zum Vorstand regelt, sollen die Mitglieder bei der Generalversammlung im kommenden Jahr entscheiden.
Beschlüsse bei der Versammlung am Dienstag wurden natürlich auch getroffen. So wählten die Mitglieder den bisherigen Amtsinhaber Gerhard Schwake für weitere fünf Jahre einstimmig in seiner Funktion als Sportleiter.
Schützenhauptmann der 3. Kompanie ist ab sofort nicht mehr Friedel Diekmann, sondern Jürgen Hild (48). Und als neue Jugendleiterin grüßt Manuela Herok.

Artikel vom 24.02.2005