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Adler flogen
am Ziel vorbei

Ahonen-Gala auf der Großschanze

Oberstdorf (dpa). Bitterer Abschied von Oberstdorf: Nach dem Ende ihres kurzen WM-Höhenfluges, der im ersten Mannschaftsspringen mit Silber belohnt worden war, landeten deutsche Ski-Adler auf der Großschanze nur auf Rang fünf.

Der von Rückenschmerzen geplagte Martin Schmitt begab sich zur Spritzkur, der verschnupfte Georg Späth wollte nur noch ins Bett und Bundestrainer Peter Rohwein redete sich den Frust von der Seele: »Ich mir mehr erhofft. Wir waren nicht in der Lage, um die Medaillen mitzuspringen. Deshalb haben wir unser WM-Ziel verfehlt. Zwei Medaillen waren gefordert, eine haben wir auf der Normalschanze gewonnen. Es bleibt ein Beigeschmack, weil es auf der Großschanze nicht funktioniert hat.«
152 Punkte betrug der Rückstand des DSV-Quartetts auf Weltmeister Österreich - eine Welt im Skispringen. Auch Finnland (2.) und Norwegen (3.) waren der deutschen Mannschaft mehr als 100 Zähler voraus. »Der Abstand tut weh«, brachte Michael Uhrmann die Enttäuschung auf den Punkt. Rohwein nahm sein Team dennoch in Schutz. »Man muss auch die Vorgeschichte von Schmitt und Späth sehen. Kompliment, wie sie bis zum Ende gekämpft haben.«
Schon nach dem ersten Sprung von Schmitt war klar, dass die auf der Normalschanze mit Silber dekorierten deutschen Springer nicht in den Kampf um die Medaillen würden eingreifen können. Der von einer Zerrung im Rücken und einer Bronchitis gehandicapte Schwarzwälder quälte sich durch den Wettkampf und blieb weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. »Ich hatte gehofft, dem Team mehr helfen zu können. Aber es ging nicht«, meinte Schmitt.
Dennoch durfte sich der 27 Jahre alte Team-Routinier als Gewinner der Titelkämpfe fühlen. »Ich war gut in Form und konnte mithalten. Ich nehme das Positive mit«, sagte Schmitt. Voll des Lobes war Rohwein. Auch Späth, der am Freitag mit 38,7 Grad Fieber im Bett lag, konnte bei der WM vor seiner Haustür durchaus gefallen. »Die erste WM-Hälfte war gut, die zweite würde ich gerne noch einmal machen. Nach dem super Ergebnis auf der kleinen Schanze hatten wir uns mehr vorgestellt«, sagte der Oberstdorfer. »Wie er sich aufgerappelt hat, war phänomenal«, lobte Rohwein.
ÊIm Einzel-Wettbewerb von der Großschanze triumphierte der »Überflieger«. Ehefrau Tiia schwenkte die Finnland-Fahne, Sohn Mikko grinste über die Pausbäckchen: Janne Ahonen gewann zum zweiten Mal nach 1997 einen Weltmeistertitel im Skispringen und bekam sich beim Jubeln gar nicht mehr ein. Im einem der hochklassigsten Springen seit Jahren kam der Finne zu einem überlegenen Sieg. 141,5 und 142,5 m waren in der Summe das Beste vom Besten vor Roar Ljökelsöy (Norwegen/140,5+138,5) und Jakub Janda (Tschechien/138+141).
Die deutschen Adler enttäuschten und landeten fernab jeglicher Medaillenchancen im Mittelfeld. Michael Uhrmann (Rastbüchl) wurde 14., Martin Schmitt (Furtwangen) kam auf Rang 16.
»Unsere Springer waren zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Nach uns legte der Wind um 1,5 bis 2 Meter pro Sekunde zu. Da waren wir chancenlos«, sagte Bundestrainer Peter Rohwein. Ê
Vor allem Uhrmann schimpfte auf sich selbst, als er im zweiten Durchgang bei 130,5 m gelandet war. »Der Versuch war ja ganz okay, aber beim ersten hatte ich mir mehr vorgestellt. Ich wollte bei der WM im Einzel mehr erreichen, das hat nicht geklappt.«

Artikel vom 28.02.2005