24.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Pilze lassen die Baumwurzeln sterben

Sicherheitsrisiko für Menschen und Häuser: 30 alte Buchen und Eichen müssen gefällt werden

Quelle (oh). Als vor gut zwei Wochen eine auf den ersten Blick wunderschöne alte Buche an der Marienfelder Straße bei einem Sturm umstürzte und direkt an einer Bushaltestelle auf den Bürgersteig aufschlug, gab es nur deshalb keine Verletzten oder Toten, weil dort glücklicherweise gerade niemand auf den Bus wartete.
Im Übergangsbereich zwischen Wurzeln und Stamm ist das Zerstörungswerk der Riesenporlinge zu erkennen: Weißfäule hat das Holz befallen und lässt die Wurzeln abfaulen. Die Folge: Der Baum hat keine Standfestigkeit mehr.Fotos: Annemargret Ohlig
Eine zweite benachbarte Buche mit einem ähnlich großen Stammdurchmesser von 60 Zentimetern hatte es bei dem Sturm ebenfalls »erwischt«. Sie war zwar nicht ganz umgekippt, sondern »nur« in eine »Schräglage« geraten. Dennoch musste sie umgehend gefällt werden.
»Und dabei entdeckten wir dann, dass die beiden alten Bäume gar keine Wurzelteller mehr hatten. Sie waren einfach durch die so genannte Weißfäule abgefault«, sagt Klaus Erdbrügger vom Umweltamt der Stadt. Verständlich, dass die Buchen über keine Standfestigkeit mehr verfügten.
Bei dieser »Entdeckung« blieb es allerdings nicht. Mitarbeiter des Umweltbetriebes und des Umweltamtes stellten anschließend bei einer Begutachtung weiterer Bäume in der Umgebung fest: Eine ganze Reihe alter Buchen und Eichen am Rande eines kleinen, namenlosen Wasserlaufs entlang der Berner Straße sind ebenfalls von der Weißfäule befallen. Damit sind sie zu einem Sicherheitsrisiko für Menschen, aber auch Häuser geworden.
Ausgelöst hat das »Wurzelsterben« der Riesenporling. Der Pilz befällt als Schwächeparasit besonders Laubbäume an feuchten Standorten. An der Berner Straße hat er seit Jahren unbemerkt aber jetzt offensichtlich am Grunde der Buchen und Eichen ganze Arbeit geleistet. Zu entdecken sind die Pilze in den Monaten Juli bis Oktober. Alte schwärzliche Exemplare können bis in den Winter die Zeit überdauern.
Gerhard Kahl vom Umweltbetrieb: »Wir werden an der Berner Straße - zwischen Marienfelder und Genfer Straße - voraussichtlich 30 befallene Buchen und Eichen fällen müssen.« Sofern das Wetter passt, soll Anfang nächster Woche mit der Fällaktion in der Nähe der Siedlung Waldquelle begonnen werden. »Wir hoffen, dass wir einige nicht so stark befallene Eichen erhalten können«, sagt Arnt Becker vom Umweltamt.
Gleichwohl hat die Sicherheit Vorrang und der überwiegende Teil der Bäume mit einem Stammdurchmesser zwischen zehn und 80 Zentimetern müssen fallen. Wobei Letzteres nicht wörtlich zu nehmen ist. Denn die Stämme müssen per Hubsteiger von der Krone aus nach unten stückweise abgetragen werden. Der schwierige Standort direkt am abfallenden Ufer des kleinen Wasserlaufs lässt keine andere Möglichkeit zu.

Artikel vom 24.02.2005