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Hilfe bedarf eines langen Atems

Benefizabend: Spendenstand verdoppelt - Langfristige Unterstützung

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Noch um Mitternacht heizten »Schmitti + die Chefcowboys« und »Soul Food« den Gästen in der Stadthalle so richtig ein - dabei sollte die Benefiz-Veranstaltung eigentlich schon gegen 22 Uhr zu Ende sein. Nicht nur die Party, auch das finanzielle Resultat kann sich sehen lassen: Mit Spenden, Einlasskarten und dem Verkauf von Speisen und Getränken werden rund 170 000 Euro zusätzlich auf das »Bielefeld hilft«-Konto fließen, das damit einen Stand von mehr als 300 000 Euro aufweist.

Das Ziel »Ein Euro von jedem Bielefelder« für Mullaittivu ist damit so gut wie erreicht (das WESTFALEN-BLATT berichtete). Wie Oberbürgermeister Eberhard David betonte Dr. Volker Hausmann, Vorsitzender der Stiftung Deutsche Welthungerhilfe, dass der Wiederaufbau der Region im Nordosten Sri Lankas einen »lange Atem« erfordere. Hausmann betonte, in Sri Lanka plane man, die zerstörten Orte mit Abstand zum Meer neu zu bauen. Das mache aber auch eine Neu-Konzeption erforderlich, viele Probleme müssten bewältigt werden. Die Welthungerhilfe lege großen Wert darauf, Kräfte vor Ort zu mobilisieren, damit die Menschen durch die Aufbauarbeit auch ihren eigenen Lebensunterhalt sichern können. Von den Spenden aus Bielefeld soll als erstes Projekt eine neue Schule gebaut werden. Kosten: etwa 100 000 Euro.
Eine Fischerkooperative in Mullaittivu, deren Boote bei der Flut zerstört wurden, wünscht sich eine Form, um neue Boote in Eigenarbeit selbst bauen zu können. Klaus Rees, der den Benefiz-Abend mit organisiert hat: »Sie möchten keine fertigen Boote geliefert bekommen, wollen selbst aktiv werden.«
Christina Rau, die Beauftragte der Bundesregierung für die nationale Flutopferhilfe, nannte Bielefelds Beispiel vorbildlich. Dass auch bei einer Benefiz-Party ordentlich gefeiert werden kann, erlebte sie nicht mehr mit: Sie musste um 21.37 Uhr ihren Zug nach Berlin erwischen.
Bielefelds Gastronomen hatten für zwei Euro pro »Portion« üppige Teller hergerichtet - und waren bereits gegen 20 Uhr zum ersten Mal ausverkauft. Sie sorgten für Nachschub, um kurz vor Mitternacht zum zweiten Mal »ausverkauft« zu melden. Der Oberbürgermeister freute sich über die hohen Spendenbeträge und bekam dann per Fax noch eine weitere gute Nachricht: Unternehmer August Oetker spendete 10 000 Euro für Mullaittivu; das Unternehmen hatte für die Flutopfer - zu Gunsten von SOS Kinderdörfern - bereits 500 000 Euro zur Verfügung gestellt.Die Tamilen selbst brachten 8000 Euro Spendengelder zusammen, eine ihm unbekannte Frau steckte David 3000 Euro zu: »Für die Flutopfer.«
Mitorganisator Detlef Werner fühlte sich durch eine der Darbietungen besonders berührt: »Die tamilische Tanzgruppe stellte auf ihre Art die Flut dar - das war sehr bewegend.«

Artikel vom 24.02.2005