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Existenzaufbau
direkt neben
der Kleinbahn

Betonsteinwerk Siekmann wird 75

Von Michael Diekmann
und Bernhard Pierel (Foto)
Jöllenbeck (WB). Ein Erfolgsgeheimnis liegt in der Vielfalt. Etwa 150 verschiedene Artikel, auf 2000 Quadratmetern Ausstellung zu besichtigen, stellt das Betonsteinwerk Siekmann mit modernsten Maschinen her. Vor 75 Jahren war alles anders: Firmengründer Gustav Siekmann fertigte 1930 im Einmannbetrieb seine Grenzsteine und Schornsteinschieber.

Wenn Diplom-Kaufmann Jörg Siekmann (40) und sein älterer Bruder und Betriebsleiter Ralf (46) von den Anfängen berichten, sind die stolz auf ihren Großvater. Der gelernte Müller, der in seinem Beruf keine Arbeit fand, erfüllte damals Ende der Zwanziger Jahre eine Tugend, die auch 2005 gerade wieder sehr gefragt ist. Siekmann wagte etwas, setzte eine Idee um und gründete eine Existenz, um die Familie ernähren zu können.
An der heutigen Jöllenbecker Straße, schräg gegenüber dem Telgenbrink, kaufte Siekmann ein Grundstück, nahm am 5. März 1930 die Produktion auf. Der Betrieb bestand aus einer kleinen Werkstatt mit zwei angebauten Zimmern, in denen er mit seiner Familie wohnte. Gemischt wurde zunächst von Hand. Die Entschlossenheit Siekmanns, stetig in Maschinen zu investieren und in neue Produkte, sorgte dafür, dass bereits 1933 erste Mitarbeiter eigestellt wurden. Man lieferte Tür- und Fensterstürze, Brunnenringe, Gehwegplatten und Treppenstufen. Plattenmaschine und Lkw wurden angeschafft. Und die einstige Konkurrenz von weiteren sieben Betrieben für Betonwaren allein in Jöllenbeck war bald nicht mehr zu sehen. Im Sommer 1939 war Gustav Siekmann einziger Hersteller im Amt Jöllenbeck.
Auch wenn der zweite Weltkrieg den Betrieb unterbrochen hatte, nahmen Gustav und Sohn Heinz Siekmann die Arbeit wieder auf. Es begannen Boom-Jahre, schon 1956 wurde gegenüber am Wörheider Weg neu gebaut. Hier hat sich der Betrieb mit heute 21 Mitarbeiter und modernsten Maschinen optimal eingerichtet, um die unterschiedlichsten Produkte für den öffentlichen und privaten Kundenkreis zu fertigen. An den Bauboom bis 1970 kann sich Ralf Siekmann gut erinnern: Die eben gefertigten Betonsteine waren am nächsten Tag um 10 Uhr bereits ausverkauft, Lkw für Selbstabholung standen schon früh um sechs Uhr auf dem Hof.
Seit 1982 liegt die Betriebsleitung bei Ralf Siekmann, im selben Jahr starb Firmengründer und Großvater Gustav Siekmann. Seit 1986 ist auch Jörg Siekmann in der Firmenleitung, die mit einem Höchstmaß an Innovationskraft neue Produkte entwickelt, die insbesondere im privaten Wohnbereich nachgefragt sind. Die Zeit der öffentlichen Aufträge indes ist knapp geworden, sie machen nur noch 20 Prozent des Volumens aus. Dafür ist der Aktionsradius des Spezialisten um so größer. Gegründet seinerzeit an der regionalen Kleinbahn, liefert Siekmann heute per Lkw seine anerkannten Produkte auch 250 Kilometer weit zum Kunden.

Artikel vom 24.02.2005