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Laborschülerin Terra Schulz (15) reinigte Christina Raus Wildlederpumps gegen eine 5-Euro-Spende.

Bielefeld zeigt Herz
für Menschen in Not

Benefiz-Abend: Christina Rau lobt ihre Heimatstadt

Von Burgit Hörttrich und
Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Es war ein guter, stimmungsvoller Abend: 1000 Menschen kamen gestern Abend in die Stadthalle zur großen Benefiz-Veranstaltung für Mullaittivu in Sri Lanka, den die Parteien des Bielefelder Rates organisiert hatten. Und das »Bielefeld hilft«-Konto zu Gunsten der Flutopfer ist auf einen Stand von mehr als 250 000 Euro geklettert: Bielefeld zeigt Herz für Menschen in Not.

Oberbürgermeister Eberhard David, der die »Bielefeld hilft«-Aktion bereits eine Woche nach der Flutkatastrophe initiiert hatte, begrüßte als Ehrengast Christina Rau, Koordinatorin der Bundesregierung für die nationale Fluthilfe, mit einem Blumenstrauß in den Bielefelder Farben Rot und Weiß.
Die Frau des früheren Bundespräsidenten Johannes Rau, gebürtige Bielefelderin, freute sich über die zahllosen Initiativen und Aktionen, die bislang schon dazu beigetragen haben, das »Bielefeld hilft«-Konto anzufüttern. Vor 1000 Gästen, die jeweils zehn Euro für ihre Einlasskarte gezahlt hatten, sagte sie: »Hier in Bielefeld muss ich offenbar gar nicht für die Idee einer nachhaltigen Hilfe werben.« Sie wünsche der Aktion so viel Erfolg, wie ihn Arminia Bielefeld im Spiel gegen Bayern München hatte. Sie selbst drückte Terra Schulz (15) von der Laborschule fünf Euro in die Hand, die ihr die schwarzen Wildlederpumps fleckenlos rein bürstete. Insgesamt haben die Laborschüler 550 Euro »erputzt«.
Beim Benefiz-Abend, der auf eine Idee von Moderator Björn Sassenroth und Ratsmitglied Klaus Rees zurückging, traten heimische Künstler ohne Gage auf, die Gastronomen stellten den Erlös aus dem Verkauf von üppigen Speisen und Getränken, darunter tamilischen Spezialitäten, ohne Abzug zu Gunsten der Menschen in Mullaittivu zur Verfügung. Im Foyer gaben die Arminen-Spieler Massimiliano Porcello, Schütze des 1:0 gegen die Bayern, Matthias Langkamp, U 21-Nationalspieler, Daniel Bogusz und Vanco Trajanov Autogramme, Co-Trainer Frank Geideck informierte über das weitere Engagement des DSC für die Menschen im Nordosten Sri Lankas. Arminia will Bonbons in Vereinsfarben verkaufen - der Erlös soll auf das »Bielefeld hilft«-Konto fließen.
Verleger Konrad Delius (Delius Klasing), der einen fünfstelligen Betrag zur Verfügung stellt, um zehn bis zwölf Fischern in Mullaittivu zu neuen Booten und Netzen zu verhelfen, stellte die Aktion vor und wünschte sich »Nachahmer bei anderen Bielefelder Firmen«. Bei Unternehmen wie den Stadtwerken lief Delius »offene Türen« ein. Geschäftsführer Wolfgang Brinkmann sagte für ein Wiederaufbauprojekt eine Spende in Höhe von bis zu 50 000 Euro zu, Hans-Georg Vogt, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bielefeld, brachte einen Spendenscheck über einen Betrag von 50 000 Euro mit. Spenden übergaben unter anderen aber auch die Bielefelder Handelshilfe, die Veranstalter von »Bielefeld rockt«, das Max-Planck-Gymnasium, die Gesamtschule Brackwede, die bei einem Spendenlauf stolze 11 000 Euro sammelte, der Tamilische Kulturverein, Bielefelds Gastronomen (4000 Euro), Moderator Roman Maiorino (5000 Euro).
Stolz auf »sein« Bielefeld war auch Dr. Volker Hausmann, bis 1994 Oberstadtdirektor und jetzt Geschäftsführer der Stiftung Deutsche Welthungerhilfe: »Fantastisch.« Oberbürgermeister Eberhard David gab dem Begriff »Seilschaften« eine neue, positive Bedeutung: »Bei uns im Rat klappt es zwischen den Parteien noch - zumindest, wenn es darum geht, Menschen in Not zu helfen.«

Artikel vom 23.02.2005