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Die Wacholderdrossel


Ursprünglich war sie ein Bewohner der Taiga-Wälder, doch in den vergangenen 60 Jahren dehnte sich der Lebensraum der Wacholderdrossel nach Westen und Südwesten aus. Häufig dem Verlauf von Flüssen folgend, kam die rund 20 Zentimeter große Drossel bis nach Westfalen. Anders als Amsel und Singdrossel ist sie aber nicht bis in die Städte vorgedrungen, sondern bleibt im Umland - beispielsweise in der Johannisbachaue.
An der Oberseite ist die Wacholderdrossel kastanienbraun, der schwarze Schwanz setzt sich von einem grauen Schwanzwurzelfleck ab. Der Kopf ist blaugrau gefärbt, die Unterseite hell, durchsetzt von kräftigen dunkelbraunen Flecken an der Brust. Der gelbe Schnabel hat im Winter eine dunkle Spitze und akustisch fällt der Vogel durch seine charakteristischen Rufe »tschak-tschak-tschak« auf.
Dort, wo Wacholderdrosseln nicht als Brutvögel vorkommen, schließen sie sich gern in lockeren Kolonien zusammen. Das erleichtert unter anderem die Abwehr von Feinden. Dabei bedienen sich die Vögel einen besonderen Technik: sie bespritzen den Feind mit ihrem Kot. Aus Süddeutschland sind Fälle berichtet worden, bei denen in großen Drossel-Kolonien Bussarde so stark verschmutzt wurden, dass sie nach der Attacke nicht mehr flugfähig waren.
Die fünf bis sechs Eier legt das Weibchen zweimal pro Jahr in ein schalenförmig aus pflanzlichem Material gebautes Nest, das innen mit feuchter Erde ausgestrichen und dann ausgepolstert wird. Die Brutzeit beträgt 10 bis 13 Tage, weitere 11 bis 16 Tage bleiben die geschlüpften Kleinen im Nest und werden mit einem Brei aus zerquetschter Beute (Regenwürmer, Insekten und andere wirbellose Tiere) gefüttert. Der Kot der Jungen wird in den ersten Tag von den Eltern verschluckt, später aus den Nest getragen.
Naturfreunde kennen die Wacholderdrossel vielleicht noch unter dem alten Namen Krammetsvogel. Zu Herbst- oder Winterzeit zogen auch vor mehr als 100 Jahren große Schwärme der Art durch Westfalen und wurden auch in unserem Raum zum Verzehr gefangen, wie es noch heute in Italien vielerorts üblich ist. Angelockt von roten Beeren, verfingen sie sich an präparierten Ästen, die mit Pferdehaar-Schlingen ausgestattet waren.

WESTFALEN-BLATT und Naturschutzbund (NABU) Bielefeld stellen in dieser Serie Vögel vor, die in Ostwestfalen ständig oder vorübergehend leben. Biologe Dr. Wolfgang Beisenherz und Redakteurin Elke Wemhöner porträtieren in der nächsten Folge am Dienstag den Kuckuck

Artikel vom 24.02.2005