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Porträt einer Generation

»Egoshooter« mit Tom Schilling


Der 19-jährige Jakob (Tom Schilling) lebt mit seinem Bruder und dessen schwangerer Freundin in einer Kölner Wohnung und zeigt ansonsten wenig Interesse an Arbeit oder anderen sinnvollen Beschäftigungen. Einem Hobby frönt er aber, und das ist seine Videokamera. Aus einer experimentellen Mischung von Videotagebuch und Spielfilm schält sich das Porträt eines Heranwachsenden, des »Egoshooters«, heraus.
Die Kamera ist sein ständiger Begleiter, mit ihr beobachtet er sich selbst - beim Zerstören von Mobiliar, beim Geldschnorren am Bahnhof - und auch andere, wie seinen Bruder mit Freundin im Bett, einen rappenden Kumpel, die betrunkene Mutter eines Freundes. Vor allem aber dokumentieren seine Aufnahmen sein beständiges Bedürfnis nach Nähe.
»Egoshooter« besitzt keine Dramaturgie im herkömmlichen Sinne, statt dessen werden verschiedene Fragmente aus dem Leben eines Jugendlichen aneinander montiert - einem Mosaik gleich, sollen sie am Schluss ein großes Ganzes ergeben.
Herausgekommen ist das Porträt einer Generation, die nichts mit sich anzufangen weiß, die keine Ideale mehr besitzt und in depressive Passivität versinkt. Statt konventioneller Erzählweise setzen die Regisseure Christian Becker und Oliver Schwabe bei ihrem Kinodebüt auf die atmosphärischen Momentaufnahmen der Kamera.

Artikel vom 24.02.2005