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Bauers sechster Rang beruhigt Behle wenig

Deutsche Skilangläufer auch im Sprint ohne Chance

Oberstdorf (dpa). Die deutschen Langläufer sind der ersten WM-Medaille auch im Klassik-Sprint ohne Erfolg nachgejagt, die Nordischen Kombinierer träumen 18 Jahre nach dem Triumph an gleicher Stätte wieder von Gold im Team.

Während die Nerven der vor der WM hoch gehandelten Loipen-Asse langsam blank liegen, strotzen die Winter-Zweikämpfer vor Selbstvertrauen und planen heute den nächsten WM-Coup nach dem Doppelsieg im Einzel.
Im Duell mit den Spezialisten sahen die DSV-Läufer gestern wie erwartet nur die Hacken der Konkurrenz und warten weiter auf das erste Edelmetall bei den Titelkämpfen. Immerhin konnte sich Viola Bauer mit Rang sechs über ihr bestes Karriere-Resultat in einem WM-Einzelrennen freuen. »Ich bin zu 99 Prozent zufrieden. Mit viel, viel Glück hätte ich sogar das Halbfinale überstehen können«, sagte Bauer. Claudia Künzel und Manuela Henkel schieden im Viertelfinale aus, Steffi Böhler scheiterte wie das deutsche Herren-Duo Andreas Schlütter und Franz Göhring bereits in der Qualifikation. Die Titel im Klassik-Sprint gingen an den Russen Wassili Rotschew und die Schwedin Emelie Oehrstig.
»Es ist nicht leicht für die Truppe, wie mit ihr umgegangen wird. Aber wir lassen uns das von außen nicht kaputt machen«, reagierte Bundestrainer Jochen Behle dünnhäutig auf die Kritik an seinem Team. Es dürfe jetzt nicht die gute Arbeit der vergangenen drei Jahre in Frage gestellt werden, forderte der Coach. Doch der Druck nimmt vor den letzten fünf Entscheidungen weiter zu. »Ich hoffe, dass wir noch mindestens eine Medaille holen«, gab Behle das Ziel für sein Team aus.
Im Sprint konnte nur Bauer für positive Schlagzeilen sorgen. »Mit Viola bin ich zufrieden, sie hat tapfer gekämpft und sich hervorragend verkauft. Das Halbfinale war ihr schwächster Lauf, sonst hätte es vielleicht sogar für das Finale gereicht«, sagte Behle. Erst in der Vorschlussrunde war Bauers Traum vom erstmaligen Einzug in ein Sprint-Finale geplatzt. »Ich habe mein letztes Hemd gegeben, mehr ging nicht«, erklärte die 28-Jährige, die in der gesamten Saison nicht einmal für den Sprint trainiert hatte.
Zuversicht und Gelassenheit herrschen dagegen bei den deutschen Kombinierern, die mit einem Sieg im Team-Wettbewerb in die Fußstapfen von Bundestrainer Hermann Weinbuch treten möchten. »Wir wollen unbedingt aufs Stockerl«, sagte Weinbuch, der beim letzten WM-Sieg einer deutschen Mannschaft 1987 an gleicher Stätte dabei war. Große Hoffnungen setzt der Coach in Ronny Ackermann. »Wer mich kennt, der weiß, wie ehrgeizig ich bin. Ich werde mein Bestes geben«, kündigte der Einzel-Weltmeister für die Prestige trächtige Entscheidung einen heißen Fight an.
Allerdings ist die Konkurrenz sehr stark. »Es sind vier bis fünf Teams auf extrem hohen Niveau. Alles liegt ganz eng beieinander. Man kann viel gewinnen, aber auch viel verlieren. Es kommt auf die Tagesform an«, sagte Ackermann. Neben dem Thüringer starten die gesetzten Björn Kircheisen und Georg Hettich sowie Sebastian Haseney. Der 26-Jährige setzte sich in der internen Ausscheidung gegen Tino Edelmann durch.

Artikel vom 23.02.2005