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Fremde Nummern auf neuem Handy

Beim Test speicherte Siemens-Gerät Daten automatisch im Adressbuch

Von Dietmar Kemper
Bielefeld/Versmold (WB). Die Frau aus Bielefeld staunte nicht schlecht, als sie 50 fremde Telefonnummern auf ihrem neuen Siemens-Handy entdeckte. Beim Aktivieren der Adress- und Telefonbuchfunktion stieß sie auf Einträge wie »Elli«, »Pizza« und »zuhause«.

Sie habe ihren D1-Vertrag verlängert und am 14. Februar im Debitel-Shop in Bielefeld das Gerät bekommen, erzählte die Kundin gestern dieser Zeitung: »Als ich den Eintrag ÝzuhauseÜ wählte, wurde ich mit einer Frau aus Versmold verbunden. Die war entsetzt darüber, dass ihre privaten Telefonnummern in meinem neuen Handy gespeichert waren.«
Die Frau aus Versmold habe das Gerät, ein Siemens C65, wohl im Laden getestet, erklärte der Netzbetreiber Debitel gestern den kuriosen Fall. Firmensprecher Johannes Ippach: »Die Frau steckte ihre SIM-Karte ins Handy und wurde von der Software gefragt, ob die auf der Karte gespeicherten Nummern automatisch ins Adressbuch aufgenommen werden sollen.« Weil sie nicht mit »nein« geantwortet habe, seien ihre privaten Nummern übertragen worden. Die Frau aus Bielefeld wiederum, berichtete Ippach weiter, »hat das Gerät direkt im Laden erworben, und weil es das einzige dieses Typs war, bekam sie unverhofft die fremden Nummern mit.«
Doris Wilken (43) aus Versmold betonte dagegen, sie sei in keinem Debitel-Geschäft in Bielefeld gewesen. Möglicherweise habe eines ihrer Kinder dort das Handy getestet. Die von ihr und dem Nachwuchs eingespeicherten Adressen seien weitgehend deckungsgleich. Nach Überzeugung des Bielefelder Rechtsanwaltes Marcus Beckmann kann das Mobiltelefon im konkreten Fall nicht mehr als neu gelten: »Wenn auf ihm Telefonnummern gespeichert waren, hat es den Makel des Gebrauchtseins.« Bis zur Schuldrechtsreform am 1. Januar 2002 habe der Kunde laut der Bagatellklausel im Gewährleistungsrecht »minimalste Mängel« hinnehmen müssen. Diese Bestimmung sei gestrichen worden. Auch die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf betonte gestern: »Wenn das Gerät vorher getestet worden ist, sollte die Kundin aus Bielefeld auf einem neuwertigen Handy bestehen.«

Artikel vom 23.02.2005