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Im »weißen Blindflug« der
Polizei direkt ins Netz

Morgendliche Faulheit kostet den Fahrer 70 Euro


Von Michael Diekmann und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Der Winter hat viele Seiten. Eine ganz besondere erlebte Jens-Peter Maron am Montag früh gegen 8.20 Uhr in Oldentrup - in Form eines Schneehaufens auf vier Rädern. Dem Polizeikommissar war auf der Meisenstraße ein eigenartiges Gefährt ins Netz gegangen, aus dem sich ein 22-jähriger Zivildienstleistender zur Verkehrskontrolle herausschälte. Gerade eine Hand breit war das Guckloch in der Frontscheibe, durch das der Fahrer seinen Kleinbus versuchte zu steuern. Maron: »Eine absolut unverantwortliche Sache, aber in diesen Tagen keine Seltenheit.«
Der »Zivi« war nach eigenen Abgaben spät dran, hatte deshalb darauf verzichtet, sein Fahrzeug ordnungsgemäß von Schnee und Eis zu befreien. Von den Polizeibeamten gab es eine Ordnungswidrigkeiten-Anzeige und drei Punkte in Flensburg. Zudem darf der Schneemuffel 70 Euro an die Ornungsbehörden überweisen. Dass zum Zeitpunkt des »Blindflugs« noch kein Fahrgast im Behindertenbus saß, machte bei der Polizei keinen Unterschied.
Die Beamten weisen im Hinblick auf den Bielefelder Winter, der noch einige Tage bleiben soll, noch einmal darauf in, wie wichtig das richtige Abtauen des Wagens ist. So genannte »Blindflüge« können für Fußgänger und Schulkinder im morgendlichen Verkehrsgewühl lebensgefährlich sein. Die von Lkw-Planen und Aufbauten herabstürzenden Eisreste kurz nach dem Losfahren sorgen zudem für teils erhebliche Schäden auf nachfolgenden Wagen. Auch in diesem Fall, betont die Polizei, sind die Fahrer für die Folgen verantwortlich.
Berufspendler, die Montag früh die Straßenbahn benutzen wollten, mussten sich bis sieben Uhr in Geduld üben. Die am Sonntag nicht gefahrenen Züge waren auf der Freifläche des Betriebshofes Sieker zugeschneit und vereist. Die Stromaufnehmer, berichtet Sprecherin Birgit Jahnke, mussten zunächst abgetaut werden. Da klappte es mit dem Takt auf den Linien zwei und drei nicht mehr. Am Nachmittag war in Bielefeld von Verkehrsbehinderungen keine Rede mehr. Es dominierten die schönen Seiten des Winters - mit grenzenlosem Rodelspass und weißem Traum.

Artikel vom 22.02.2005