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Die Warnung
des Sanierers

Strafanzeige gegen Dortmund

Dortmund (dpa). Im Kampf um das wirtschaftliche Überleben ist der Fußball-Börsenclub Borussia Dortmund vom Wohl und Wehe anderer abhängiger denn je. »Wenn die Fondszeichner am 14. März nicht zustimmen sollten, droht die unmittelbare Insolvenz«, sagte BVB-Sanierer Jochen Rölfs.
Der Unternehmensberater warnte vor einem Scheitern des Sanierungskonzepts bei dem finanziell schwer angeschlagenen Verein. Zudem ging bei der Staatsanwaltschaft Dortmund Strafanzeige gegen Gerd Niebaum als ehemaligen und Michael Meier als aktuellen Geschäftsführer der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA ein. Es bestehe »der konkrete Verdacht auf Kursmanipulation«, teilte die Münchner Kanzlei Rotter Rechtsanwälte mit.
Betroffen ist der Zeitraum vom Börsengang 2000 bis 2004. Im ungünstigsten Fall drohen Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren oder Geldstrafen. Die Anwälte von Meier und Niebaum erklärten, sie könnten keine strafbare Handlung ihrer Mandanten erkennen.
Bei der Sanierung muss der BVB harte Überzeugungsarbeit leisten, denn die Fondsgesellschaft Molsiris hatte das Westfalenstadion vor zwei Jahren zu 94 Prozent übernommen und an den Verein vermietet. Der Fonds hat 5800 Anteilseigner, die nun einer Mietstundung und der Freigabe eines knapp 52 Millionen Euro schweren Bardepots zustimmen sollen. Bei der außerordentlichen Versammlung am 14. März müssen 15 Prozent der Anteile vertreten sein. Davon müssen 75 Prozent den Maßnahmen zustimmen.
Rölfs warb für den Rettungsplan: »Unser Konzept hat eine Tragfähigkeit über Jahre hinweg, wenn man sich daran hält.« Am 15. März muss der Verein bei der Deutschen Fußball Liga die neue Lizenz beantragen. »Ich wüsste keinen Grund, warum die DFL das ablehnen sollte«, sagte Meier.
Die den Eignern vorgelegten Maßnahmen sehen nach Angaben von Rölfs zum einen eine Stundung der Mietzahlungen in den Jahren 2005 und 2006 vor. Zum anderen sollen sie der Freigabe eines 51,8 Millionen Euro schweren Bardepots zustimmen, mit dem 2017 der Stadionrückkauf finanziert werden sollte. Neun Millionen Euro aus diesem Depot sollen den laufenden Spielbetrieb sichern. Mit den restlichen 42,8 Millionen Euro will der Bundesligist von den Eignern einen Teil des Stadions zurückkaufen. Für die restlichen Anteile der Eigner soll der Vertrag planmäßig bis 2017 weiterlaufen.
»Die Anleger bekommen ihr angelegtes Geld in vollem Umfang zurück«, erklärte Rölfs. Allerdings müssten sie für das zurückgezahlte Geld auf die bisherige Rendite in Höhe von acht Prozent verzichten. »Die Alternative ist, das restliche Geld zu verlieren«, sagte Meier. »Wir haben nichts mehr im Ärmel und auch keinen Notfallplan«, unterstrich Rölfs. Die Anleger hätten jeweils zwischen 5000 und 100 000 Euro investiert.
Das Sanierungskonzept sieht neben weiteren Mietstundungen, Verschiebungen von Zins- und Tilgungszahlungen sowie einem ermäßigten Zinssatz von vier Prozent auch den Verkauf des Namensrechts am Stadion vor. Dies sei jedoch erst ab Sommer 2006 geplant. Pro Jahr sollen dadurch dann mindestens vier Millionen Euro in die BVB-Kassen fließen.
Die Kosten für die Modernisierung des Westfalenstadions für die WM 2006 veranschlagt Rölfs mit sechs Millionen Euro. Dieses Geld soll ein Investor aufbringen. Der BVB-Sanierer blickt nach vorn: »Ich kann mir vorstellen, dass sich hier ein Konsortium bilden wird.«

Artikel vom 26.02.2005