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Marcio Borges hat
seinen Platz gefunden

Arminia: Für den Brasilianer ist jedes Spiel ein Gewinn

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Er zeigt in diesen Wochen das Comeback der Saison: Marcio Borges, für den DSC Arminia Bielefeld im Innendienst der Verteidigung aktiver Fußballprofi, ist nach fünfmonatigen Verletzungspause und noch längerer Leidenszeit im Jahr 2005 in Rekordzeit von 0 auf 100 gestartet.

In den fünf Rückrundenspielen des Bundesligisten erhielt der 32-Jährige jeweils Bestnoten und überzeugte vor allem durch sicheres Stellungsspiel, beherztes Kopfballgeschick und kluge Pässe im Spielaufbau. Fast noch wichtiger: Marcio Borges spielt so, als hätte er niemals eine Pause gemacht.
Und dabei häuften sich im Herbst bereits die Stimmen, die eine Sportinvalidität des Mannes aus Rio befürchteten. Glücklicherweise kam es anders. Völlig anders.
Lange hatte es so ausgesehen, als passten Borges und die höchste deutsche Spielklasse überhaupt nicht zusammen. Der erste Versuch des Brasilianers endete 2000 verletzungsbedingt nach nur 180 Spielminuten und führte in der Folgezeit immerhin zu einem der bekanntesten Trainersprüche der Vereinsgeschichte: »Wenn sich Borges nicht verletzt hätte, wären wir nicht abgestiegen«, sagte Hermann Gerland - und das nicht nur ein Mal.
Kaum kickte Arminia wieder unten, war der Brasilianer obenauf: 57 Einsätze in zwei Zweitligajahren zeigten: Er konnte es doch - und wie. Borges war jedenfalls wieder da. Doch kaum, dass die Bielefelder erstklassig spielen durften, ging der Verteidiger erneut am Stock. Die erste Liga mit Benno Möhlmann fand lange ohne Borges statt: Erst Ende Februar stand er wieder auf dem Rasen.
Und jetzt: Bundesliga, die Dritte. Nachdem Borges sich im Frühjahr 2004 einer Operation an der Bauchmuskulatur unterzogen hatte, stand er beim Start in die neue Spielzeit wie erwartet in der Startelf. Doch die 90 Minuten gegen Gladbach (0:0) sollten seine ersten und die letzten in der Hinrunde bleiben. Die Leistung stimmt, die Leiste zwickte: Borges war zwar wieder in der ersten Liga - aber er war schon wieder verletzt.
Erst kurz vor dem Wiedersehen mit den Gladbachern und nach nur dreiwöchigem Training, eröffnete der Abwehrspieler mit Arminia mal wieder eine Halbserie. Ein mutiger Versuch, dachten viele Beobachter. Uwe Rapolder nicht: »Wenn es ein Risiko gewesen wäre, hätte er nicht gespielt.«
Nach dem 0:1 in Mönchengladbach und einer guten Leistung aus dem Stand heraus, versprach der Brasilianer: »Ich bin noch gar nicht richtig fit und gehe davon aus, dass es körperlich noch besser wird.« Borges hielt Wort: Ob in Bochum oder gegen die Bayern, und auch jetzt in Mainz -Êder Verteidiger überzeugte. Wichtiger noch: Die Belastungen gingen scheinbar spurlos an seinem lädierten Körper vorbei, den Borges dank auch dank Akupunktur und der guten Arbeit der DSC- Physiotherapeuten trotz der langen Ballpause in Form gebracht hatte.
Jetzt ist er aus der ersten Arminia-Formation schon wieder nicht mehr wegzudenken. Und das, obwohl sich mit Matthias Langkamp ausgerechnet sein Vertreter in der Hinrunde bis in die U21-Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes spielte. Doch der Innenposten an der Seite Petr Gabriel gehört eindeutig dem Brasilianer.
»Hier fühle ich mich wohlsten«, sagt Borges, der unter Rapolders Vorgänger Möhlmann fast ausschließlich auf der linken Abwehrseite eingesetzt worden war. »Ich sehe seine Stärken in der Mitte«, hat sich Rapolder früh festgelegt. Und dort wird er, wenn nun alles normal weiter läuft, endlich mehr als elf Erstligaspiele in einer Saison bestreiten können. Ein kleines Jubiläum steht dann in fünf Wochen an: Gegen Leverkusen könnte Borges sein »silbernes Erstligaspiel« - das 25. -absolvieren.

Artikel vom 22.02.2005