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Ihn interessieren vor
allem die Charaktere

Liam Neeson: Erst »Kinsey«, dann Präsident Lincoln

Von Stefan Lange
Berlin (AP). Mit seinem Charakterkopf ist er für die nächste Rolle eine gute Wahl - bis auf ein Detail. »Guck' dir meine Nase an, da müssen wir noch was machen«, lacht Hollywood-Star Liam Neeson, der in seinem nächsten Projekt den ehemaligen US-Präsidenten Abraham Lincoln spielen wird.

Einen Präsidenten also, der von 1861 bis 1865 im Amt war und dessen Nase zu den hervorstechendsten Körperteilen zählte. Vorher ist Liam Neeson im Kinofilm »Kinsey«, der am 3. März startet, noch als umstrittener US-Sexualforscher Alfred C. Kinsey zu sehen.
»Durften sie als Kind nackt in Haus und Garten herumlaufen, oder haben ihre Eltern sie dazu angehalten, bekleidet zu sein?« Solche und noch viel intimere Fragen stellt Neeson im Film als Alfred Kinsey seinen Probanden. Die Rolle scheint er verinnerlicht zu haben, denn während des Interviews in Berlin doziert Neeson spielend Fakten aus dem »Kinsey-Report«. Wer wann und vor allem wie etwas mit sich tut, oder warum nicht - Neeson weiß es. Seine beiden acht und neun Jahre alten Söhne will der Vater bald ebenfalls aufklären. »Das macht man besser unter Männern«.
Dass Neeson nach »Kinsey« mit Abraham Lincoln schon wieder eine Biografie spielen wird, ist Zufall. »Mich interessieren an Drehbüchern die Charaktere. Wenn ich die spannend finde, dann sage ich zu«, erklärt er. Die Regie beim Lincoln-Film, dessen Veröffentlichung erst im nächsten Jahr erwartet wird, hat Star-Regisseur Steven Spielberg. Mit ihm drehte Neeson bereits die Verfilmung einer anderen Biografie: In »Schindlers Liste« spielte er den Unternehmer Oskar Schindler, der durch beherztes Handeln mehr als 1100 Juden vor den Vernichtungslagern der Nazis rettete. Der 1993 erschienene Film erhielt sieben Oscars, darunter die Auszeichnungen als bester Film und für die beste Regie.
Neeson wurde am 7. Juni 1952 in Nordirland geboren und tatsächlich über Nacht zum Schauspieler. 1976 bewarb er sich auf eine Anzeige des Lyric Players Theatre in Belfast. Nachdem die Zusage kam, sei er ins nächste Pub gegangen, um mit ein paar Bier auf den Erfolg anzustoßen. »Ich blieb da bis kurz vor Mitternacht. Meine Eltern hatten sich schon Sorgen gemacht, weil Belfast damals eine sehr gefährliche Stadt war«, erinnert er sich. Mit dem Bühnenengagement in Belfast nahm eine steile Karriere ihren Lauf.
1980 schon stand er für die Fantasy-Saga »Excalibur« vor der Filmkamera, seitdem hat Neeson an fast 40 großen Kinofilmen mitgewirkt, darunter die Verfilmung der »Bounty«-Abenteuer und der Kassenknüller »Star Wars: Episode 1 - Die dunkle Bedrohung«, in der Neeson den Jedimeister Qui-Gon Jinn verkörperte. Privat ist Neeson mit der Schauspielerei ebenfalls fest verbandelt. 1994 heiratete er Natasha Richardson und damit in eine der bekanntesten Schauspielerfamilien Englands ein. Richardson ist die Tochter von Vanessa Redgrave.

Artikel vom 22.02.2005