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Machtverlust für
Mayer-Vorfelder

Mit der Doppelspitze in das WM-Jahr

Frankfurt/Main (dpa). Der Deutsche Fußball-Bund hält an seiner Doppelspitze mit Theo Zwanziger und Gerhard Mayer-Vorfelder fest und will in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung Ende April den »Fall Hoyzer« aufarbeiten.
Zwei DFB-Präsidenten weiter an einem Tisch: Gerhard Mayer-Vorfelder und Theo Zwanziger.
Mit diesem Ergebnis trennte sich das DFB-Präsidium nach viereinhalb Stunden dauernder Sondersitzung in Frankfurt. Eine vorzeitige Ablösung von DFB-Präsident Mayer-Vorfelder, von »Spiegel Online«am Tag vorher schon angekündigt, stand bei der Aussprache in der Frankfurter Fußball-Zentrale nach Angaben von Beteiligten angeblich »überhaupt nicht« zur Debatte.
Allerdings wurde Mayer-Vorfelder in seinen Kompetenzen beschnitten, während der Geschäftsführende DFB-Präsident Zwanziger künftig noch mehr Macht und Verantwortung besitzt. Der 71-jährige Mayer-Vorfelder muss den Bereich der Talentförderung an Zwanziger abtreten und ist in der neuen Sprachregelung nur noch »bis zur WM 2006« für die Nationalmannschaft federführend. In der Praxis bedeutet dies, dass Personalfragen wie die geplante Einstellung von Ex-Bundestrainer Berti Vogts als Sportdirektor von Zwanziger vorgenommen wird.
Unberührt bleiben Mayer-Vorfelders Aufgaben in den Dachverbänden FIFA und UEFA, zudem bleibt er Vorsitzender des Aufsichtsrates des WM-Organisationskomitees. »Ich sehe das überhaupt nicht als eine weitere Entmachung. Mit dieser Absprache kann ich gut leben, weil von Anfang an der Geist unserer Zusammenarbeit diesem Ziel diente«, meinte Mayer-Vorfelder.
»Durch die klare Aufgabenteilung ist aus meiner Sicht der Schritt in die richtige Richtung gelungen«, sagte Franz Beckenbauer, der in der vergangenen Woche mit seiner heftigen Kritik an der Doppelspitze Mayer-Vorfelder in Bedrängnis gebracht hatte. Ob der neue Burgfrieden lange hält, bleibt zweifelhaft, weil die Aufgabenverteilung bereits beim Bundestag im Herbst 2004 in Osnabrück ähnlich deutlich festgelegt worden war. Trotzdem war es immer wieder zu Kompetenz-Differenzen zwischen den beiden Präsidenten gekommen.
Beim geplanten Bundestag sei die Doppelspitze dennoch »kein Tagesordnungspunkt«, wie der DFB in seiner Erklärung »mit Nachdruck« betonte. Vielmehr solle bei der Vollversammlung, über die noch Präsidium und Vorstand am 18. März endgültig bestimmen müssen, der Wett- und Manipulationsskandal aufgearbeitet werden.
Zudem sollen erste Ergebnisse der beim Bundestag vor vier Monaten in Osnabrück geschaffenen Strukturkommission besprochen und fortgesetzt werden.

Artikel vom 23.02.2005