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Absatzschwäche
führt zum
Personalabbau

Schübel: »Miele ist kerngesund«

Von Michael Delker
Gütersloh (WB). Der am Freitag angekündigte Abbau von 1077 Arbeitsplätzen ist bei Miele der vorläufige Schlusspunkt einer seit zwei Jahren anhaltenden Krise. Um den in Deutschland lahmenden Absatz zu beleben, musste der Haushaltsgerätehersteller die Preise senken. Im Oktober 2003 wurde im Stammwerk Gütersloh sogar erstmals in der Unternehmensgeschichte Kurzarbeit vereinbart.

Eine Maßnahme, die mehrfach wiederholt werden musste, weil die Absatzschwierigkeiten nicht in den Griff zu bekommen waren.
Wie schwer das Geschäft im hart umkämpften Haushaltsgerätemarkt für einen Premiumanbieter wie Miele ist, skizzierte am Freitag Betriebsratschef Peter Krüger. Im Spitzenjahr 1999/2000 seien im Werk Gütersloh 1,126 Millionen Geräte gebaut worden. »Im vergangenen Jahr waren es noch 880 000. Das spürt natürlich jeder Mitarbeiter«, erklärte Krüger. Erst zum Ende des vergangenen Jahres zeichnete sich beim Umsatz in Deutschland eine Trendwende ab.
Absatzsteigerung heißt das »Zauberwort«, mit dem Miele eine neue Wachstumsphase einläuten will. Ob hierfür in Zukunft auch Produkte für ein niedrigeres Preissegment hergestellt werden, ließ Geschäftsführer Dr. Eduard Sailer offen. Zu der mit den Mitarbeitern und der IG Metall getroffenen Betriebsvereinbarung stellte er fest, dass »der Preisdruck nicht spurlos an uns vorbei gegangen ist. Deshalb müssen wir unsere Kostenposition verbessern.«
Für den Abbau der 1077 Arbeitsplätze bis zum 30. Dezember 2006 sollen Instrumente wie »Teilzeit« oder »Altersteilzeit« verstärkt genutzt werden. Durch die natürliche Fluktuation innerhalb des Unternehmens erhofft sich die Geschäftsleitung eine weitere Verringerung von Arbeitsplätzen.
Wird die Zahl von 1077 bis zum genannten Zeitpunkt nicht erreicht, will Miele die übrig gebliebenen Mitarbeiter in eine Transfergesellschaft überführen. Außerdem wird es einen Sozialplan geben. Nicht ausgeschlossen ist in der Vereinbarung, dass es bei weiteren Absatzschwierigkeiten erneut zu Kurzarbeit kommt.
Der Personalabbau betrifft Sailers Angaben zufolge alle Geschäftsbereiche: von der Montage bis zur Verwaltung. In Gütersloh soll zum Beispiel der betriebseigene Werkzeug- und Maschinenbau verkleinert werden. Derzeit arbeiten in dieser Abteilung 300 Mitarbeiter. In Zukunft sollen es nur noch 100 sein.
Trotz der einschneidenden Maßnahmen betont Geschäftsführer Horst Schübel, dass »Miele ein kerngesundes Familienunternehmen ist, das sich zu 100 Prozent selbst finanziert.« Allein in diesem Jahr werde das Unternehmen 165 Millionen Euro investieren, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
Am Standort Gütersloh will Miele für 13 Millionen Euro eine neue Presslinie bauen, in Bielefeld soll für 16 Millionen Euro eine zweite Geschirrspülerstraße entstehen, und in Oelde ist für sieben Millionen Euro eine neue Herdfertigung geplant.

Artikel vom 19.02.2005