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Kindern Mut machen im
Kampf gegen den Krebs

Cornelia Römer und Gundi Köster lasen in Gilead

Bethel (sas). Wenn Kinder Cornelia Römer fragen, warum sie denn noch nicht tot ist oder ob ihre Haare wirklich echt sind, antwortet sie ehrlich. »Ich sage dann immer, dass ich Glück hatte. Und dass meine Haare mittlerweile nachgewachsen sind.« 28 Jahre alt ist die gebürtige Mindenerin heute. Vor sieben Jahren wurde sie mit der Diagnose Lymphdrüsenkrebs konfrontiert.
Drei Bücher hat Cornelia Römer seitdem über dieses Thema geschrieben, zwei sind Kinderbücher. Aus ihnen hat sie am Samstag in der Kinderklinik in Gilead gelesen. Organisiert hatte die Lesung die Elterninitiative »Hand an Hand«.
»Mein erstes Buch war eine Autobiografie, in der ich vieles verarbeitet habe.« Das zweite Buch, »Wenn Lenja einen Wunsch frei hätte«, handelt von einem kleinen Mädchen, das an Krebs erkrankt. Es soll Kindern und Eltern Mut machen. Das dritte Buch schließlich handelt von Lenjas Bruder: »Und nachts fliegt Jan einfach davon.« Denn auch die Geschwister der erkrankten Kinder leiden, »die so genannten Schattenkinder sind oft allein und müssen zurückstecken.« Auch hier spricht Cornelia Römer aus Erfahrung: Als sie erkrankte, waren ihr Schwester sieben und zwölf Jahre alt.
Für die vielen anrührenden Illustrationen in den beiden Kinderbüchern hat Gundi Küster gesorgt. Die Originale hängen noch für zwei Monate in der Kinder-Tagesklinik. Sich mit dem Thema Krebs bei Kindern auseinanderzusetzen fiel der Mutter von drei Kindern nicht leicht. »Aber das Buch lässt den Leser nicht traurig zurück, man geht mutig und ermutigt daraus hervor«, findet sie. Dabei steht am Ende überhaupt nicht fest, ob Lenja ihre Krankheit besiegt.
Das Duo Römer/Küster liest regelmäßig vor Grundschulkindern aus dem Buch. Eine Lesung in einer Klinik für krebskranke Kinder war für beide eine Premiere. Aber Cornelia Römer geht unbefangen mit den Jungen und Mädchen um, beantwortet wacker die Fragen nach Freund, Schuhgröße, ihrer Angst vor dem Tod oder danach, ob Krebs ansteckend sei - und macht Mut allein dadurch, dass sie lebt.
Für die Eltern der betroffenen Kinder enthält ihr Buch auch ganz praktische Tipps, auf die sie in der Krise vielleicht selbst nicht kommen würden. »Lenja hat zum Beispiel eine Trostschachtel, in der sie stöbert, wenn es ihr nicht gut geht. Und quer durch ihr Zimmer ist eine Wäscheleine gespannt, an der Briefe von den Klassenkameraden hängen.« Und als Lenja wegen der Chemotherapie eine Glatze hat, kommt ihre Tante Zora mit den roten Haaren und malt ihr Sterne auf den Kopf. Die Idee fand ein kleines Mädchen in der Kinderkrebsklinik so gut, dass sie jetzt ein Bild von Afrika auf dem Kopf haben möchte.
Die Lenja- und Jan-Bücher sind im Huxaria-Verlag erschienen und kosten jeweils 12,50 Euro. Der Ertrag geht an die Kinderkrebshilfe. Das Schicksal der kleinen Lenja wird demnächst auch verfilmt: in den Niederlanden, wo Cornelia Römer - heute bei der Marketingabteilung des Paderborner Wirtschaftsforums beschäftigt - nach ihrer Gesundung studierte. Regie führt, freut sich die Autorin, Ben Sombogaart, der auch »Die Zwillinge« von Tessa de Loo verfilmte.

Artikel vom 23.02.2005