21.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Atemberaubendes Akkordeonspiel

Gaben bei ihrem Konzert atemberaubende Einblicke in das künstlerische Akkordeonspiel: die jungen Solistinnen Carina Wronski (links) und Claudia Iserloh. Foto: Malte Samtenschnieder

Musikstudentinnen Carina Wronski und Claudia Iserloh begeisterten

Senne (mcs). Faszinierende Einblicke in das »künstlerische Akkordeonspiel« gaben die Musikstudentinnen Carina Wronski und Claudia Iserloh am Freitag bei einem Konzert im Gemeindehaus der evangelischen Christuskirche an der Buschkampstraße. Vor 40 Zuhörern stellten sie Auszüge aus den Prüfungsprogrammen für ihre in Kürze anstehenden Examina vor.
Mit einem »Triptychon« von Jürgen Löchter eröffnete Carina Wronski das 90-minütige Programm. Virtuos verlieh die Interpretin - sie bereitet sich derzeit auf die Diplomprüfung Musikerziehung an der Musikhochschule Köln/Wuppertal vor - den rhythmisch verzwickt aneinander gereihten, aparten Akkorden scharfe Präsenz. Entfesselte Naturgewalten standen beim folgenden »Flashing« von Arne Nordheim im Mittelpunkt. Blitz, Donner, Hagelschlag und Regenprasseln hatte der Komponist in seinem avantgardistischen Werk musikalisch zu erfassen versucht - ein beeindruckendes Schauspiel.
»Versöhnliche Klänge« stimmte Carina Wronski anschließend mit einer dreisätzigen »Winter-Sonate« aus der Feder ihres Dozenten Helmut Quakernack an. Nach »Andante & Allegro« (gleich einer Schlittenfahrt durch ein verschneites Winterpanorama), »Intermezzo« (gleich einer Träumerei am Kamin) folgte dabei »Allegro moderato« (gleich einer turbulenten Ski-Talfahrt). Zu Recht erntete die Künstlerin für ihren konzentrierten, präzisen Vortrag viel Applaus, hatte sie dem Publikum doch eine eindrucksvolle Kostprobe des eigenen Könnens gegeben.
Doch Claudia Iserloh setzte noch eins oben drauf. Das Musikdiplom bereits erfolgreich erworben, bereitet sie sich momentan auf die künstlerische Reifeprüfung an der Musikhochschule Hannover vor. Daran, dass sie auch diese »Hürde« bravourös meistern wird, ließ sie bei den Zuhörern keinen Zweifel. Absolut in die Musik versunken, die vielfältigen Melodielinien mit dem Körper ausformend, spannte sie einen Bogen vom Barock bis zur Moderne.
Komplett auswendig, die Hände mit virtuoser Brillanz über die schwarzen und weißen Knöpfe des Akkordeons wirbelnd, bot Claudia Iserloh eine irrwitzige Konzentrations- und Konditionsleistung. Sowohl mit einem »typischen Bach« (Präludium und Fuge D-Dur, BWV 874), einer Sonate von Banschtschikow, dem »Fantango« von Tiensuu, als auch einer extrovertiert dargebotenen Passacaglia von Ganzer oder Präludium und Fuge d-moll von Schostakowitsch setzte sich die Solistin eindrucksvoll in Szene. Für ihren meisterlichen Vortrag erhielt sie reichlich Beifall. Denn in wundervoller Weise war es ihr, ebenso wie Carina Wronski, während des Konzerts gelungen, die zukunftsweisende Entwicklung der bei sehr vielen Musikfreunden beliebten Akkordeonmusik, aufzuzeigen.

Artikel vom 21.02.2005