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»Das Leben ist schön«

Peter Harry Carstensen auf der Achterbahn zum Erfolg


Kiel (dpa). »Das Leben ist schön« heißt das Lebensmotto von Peter Harry Carstensen. Seit gestern Abend hat es für den kräftigen Mann von Schleswig-Holsteins Westküste eine neue Bedeutung: Der 57-Jährige hat es mit seiner CDU geschafft, die SPD als stärkste Fraktion im Landtag abzulösen. Kaum jemand außerhalb der CDU hatte damit gerechnet - bis zum Schluss sahen alle Umfragen die SPD von Heide Simonis vor der CDU.
Doch Carstensen gab nicht auf und gewann zuletzt deutlich an Profil. Immer wieder beteuerte er, die Stimmung in der Partei sei gut und werde sich in der Woche vor der Wahl noch zu Gunsten der CDU wenden. Sein Ziel, Ministerpräsident zu werden, hat er wahrscheinlich erreicht.
Für den Agrarspezialisten der Union im Bundestag glich der Weg nach oben einer Achterbahn. Nach seiner Wahl zum Landesvorsitzenden im Jahr 2002 hatte er bald durchblicken lassen, dass er als Spitzenkandidat die seit 1993 amtierende Simonis herausfordern wollte. Die Partei stellte sich hinter ihn. Noch im vergangenen Sommer lag die Nord-CDU in allen Umfragen klar vor der SPD. Der Sieg schien »dem Landespolitiker mit bundespolitischem Format«, wie er sich selbst charakterisiert, damals schon sicher.
Doch dann begann eine Pannenserie, die Carstensen fast aus der Bahn warf. Das Schattenkabinett wurde so überhastet vorgestellt, dass es kurze Zeit später »umgebildet« wurde. Das Wahlprogramm wurde schon diskutiert, bevor es vorgestellt wurde. Der eigentliche Wahlkampf lief holprig an, Querschüsse aus der eigenen Partei machten Carstensen schwer zu schaffen. Die SPD holte in der Wählergunst immer stärker auf und hatte bis kurz vor der Wahl die Nase vorn.
Für »Peter Harry«, wie man ihn in der Partei fast liebevoll nennt, wird der Erfolg vieles verändern. Der lebenslustige Nordfriese hatte sich in der Vergangenheit stets dazu bekannt, dass »ein Fauler das Rad erfunden hat«. Für Ruhe und Entspannung auf seinem Anwesen auf der Insel Nordstrand wird der verwitwete Vater von zwei erwachsenen Töchtern künftig (noch) weniger Zeit haben. »Das weiß ich und ich freue mich darauf«, bekennt der weißhaarige Nordfriese mit dem kurzgestutzten Kinnbart. Seine Partei wird ihn noch stärker fordern als bisher.

Artikel vom 21.02.2005