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Vata Freiwild im FSV-Gehege

Arminias Albaner wird beim 0:0 in Mainz zum Buhmann der Heimfans

Von Dirk Schuster
Mainz (WB). Nach der Heim-Kür gegen Bayern hat die Arminia in Mainz ihre Auswärts-Pflicht erfüllt. Das 0:0 beim nach zuvor sieben Niederlagen angeknockten Mitaufsteiger darf, nein, muss als Erfolg gewertet werden. Denn während der DSC einen Platz gutmachte, hat der FSV auf Verfolger Bochum Vorsprung eingebüßt. Und das nach einem Spiel, in dem Mainz ein dickes Chancenplus hatte.

Doch zum großen Glück der Gäste spielte Mathias Hain im Mainzer Bruchwegstadion famos. Warfen sich in der Anfangsviertelstunde noch die Verteidiger in die Schüsse von Balitsch (Bogusz, 13.) und Jovanovic (Gabriel, 15.), so war Hain bei den Kopfballmöglichkeiten von Jovanovic (20.) und Noveski (39.) ganz auf sich allein gestellt. »Die erste Halbzeit haben wir nur mit ganz viel Glück ohne Gegentor überstanden«, sagte Hain. Und das ganze Spiel hat Arminia nur mit ganz viel Hain ohne Gegentor überstanden. Denn auch im zweiten Abschnitt war der Torwächter hellwach, als Christof Babatz frei vor ihm auftauchte, Hain aber noch mit der Hand an den Ball kam und ihn an den Innenpfosten lenkte (66.).
Von Arminia war bis dahin offensiv so gut wie gar nichts zu sehen. »Weil wir ständig versucht haben, lang und hoch auf Fatmir Vata zu spielen«, wie DSC-Trainer Uwe Rapolder kritisierend begründete. Und weil der arme Vata ab der 40. Minute auch noch mit einer Wadenverletzung fertig werden musste, war für den fast permanent auf sich allein gestellten Albaner der Arbeitstag viel früher zu Ende als gewohnt. Allerdings: Rapolder reagierte mit der Auswechslung Vatas (61.) nicht nur auf dessen Verletzung. »Fatmir Vata darf in fremden Stadien nicht zum Freiwild werden. Es kann doch nicht sein, dass ihm jedes Mal, wenn er zu Boden geht, eine Schwalbe unterstellt wird. Ich dachte, die Leute hier wären etwas zivilisierter.«
Vata, der Buhmann am Bruchweg. Was war passiert? Zweierlei. Erstens: Mitte der ersten Halbzeit verpasste Vata Abel einen Ellenbogencheck, sah dafür Gelb. Zweitens war er Mittelpunkt der Szene, in der Conor Casey zum vermeintlichen Mainzer 1:0 traf (40.). Das Tor wurde von Schiedsrichter Peter Gagelmann aberkannt, weil Casey Vata dabei buchstäblich umsenste und eine noch viel schwerere Verletzung des Arminen in Kauf nahm. Die Fans der Heimelf wollten das natürlich ganz anders gesehen haben, pfiffen Vata fortan bei jeder Gelegenheit aus. Dass in der vergangenen Zweitligasaison Vata nach einem brutalen Foul des Mainzers Dworrak wegen eines Risses des Syndesmosebandes ausgewechselt werden und fortan mehrere Monate pausieren musste, machte die ganze Angelegenheit noch pikanter. »Ich muss sagen, dass ich ein bisschen sauer bin. Die Leute haben offenbar schon vergessen, was vorige Saison hier passiert ist.«
Auch der zweite Albaner in Arminias Reihen musste sich Pfiffe gefallen lassen. Ervin Skela, dessen Einwechslung (66.) Bielefelds Offensivspiel mehr Struktur verlieh, wurde vom Mainzer Publikum seine Frankfurter Vergangenheit nachgetragen. Die Eintracht ist in Mainz ungefähr so beliebt wie Fußpilz. An beiden gefährlichen Aktionen der Arminia war Skela maßgeblich beteiligt. Die Chance des eingewechselten Marco Küntzel leitete er mit einem Zuckerpass ein (79.), den Freistoß, den FSV-Torwart Wetklo (Stammkeeper Wache blieb zur Pause wegen einer Halswirbelblockade in der Kabine) über die Latte lenkte, trug seinen Absender. Ob Skela damit seinen an Massimilian Porcello verlorenen Stammplatz im offensiven Mittelfeld zurückerobert hat, ließ Rapolder offen. Der Trainer: »Porcello hat das Beste aus der Situation gemacht.«
Und Rüdiger Kauf bilanzierte: »Wir waren diesmal im Kopf nicht richtig da, hatten kaum Ballstafetten. Wir können's besser.«

Artikel vom 21.02.2005