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Hexenhafte
Kapriolen als
glühende Musik

Jermolaj Albiker und Sara Koch

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Preise, Stipendien und sonstige Auszeichnungen pflastern den noch jungen künstlerischen Weg von Sara Koch (Klavier) und Jermolaj Albiker (Violine). Als Interpreten hochvirtuoser Literatur empfahlen sich die beiden Künstler jetzt im dritten Saisonkonzert der noch jungen Kammerkonzertreihe Müller aufs Wärmste.

Mit 24 Jahren hat Jermolaj Albiker nicht nur das große Violinrepertoire drauf, er verfügt auch über jene künstlerische Reife und Erfahrung, die vonnöten ist, um technisch hexenhafte Kapriolen in glühende Musik leidenschaftlichen Inhalts zu verwandeln.
Zum Beispiel Johann Sebastian Bachs Sonate Nr. 1, die er im durchlichteten Vortrag zwischen versponnener Filigranität und majestätischer Gravität durchschreitet, mal innig versunken und gemessen, mal mit erfrischendem Vorwärts-Drive. So im mehrstimmigen Fugenteil, der ihm so selbstverständlich vom Barockbogen seiner Stradivari läuft, dass technische Schwierigkeiten völlig in Vergessenheit geraten. Und dann betört da noch Albikers Fähigkeit, das Klangspektrum seines edlen Instruments vollends auszuschöpfen und den satten Ton vielfach zu modulieren - bis hin zu einer orchestralen Anmutung.
Seinen Paganini - die Capricen Nr. 17 und 24 - begreift Albiker nicht nur als technisch-virtuoses Kompendium, vielmehr füllt er die Stücke trotz halsbrecherischer Ansprüche mit musikalischem Ausdruck und Inhalt.
Neben virtuosen Solo-Brillierstücken präsentierte das Duo anspruchsvolle Perlen für Klavier und Violine. Ludwig van Beethovens »Kreuzersonate« geriet den beiden zu einer Musik von mitreißendem Brio. Energiegeladen, dann zärtlich dialogisch frohlockend und schließlich rassig-rasant. Stets aber wurde mit bezwingend durchgeformter Detailschärfe musiziert, mit gefühlvollem Gespür für intime wie auch üppig wuchernde Stimmungen. Sara Koch gestaltete ihren Part kongenial zum bewegt bewegenden Spiel ihres Violinpartners.
Eine schwärmerisch leidenschaftlich angegangene Brahms-Sonate (Nr. 2 A-Dur) und Ravels rhapsodisch angelegtes Genrestück »Tzigane« rundeten einen Kammermusikabend voller Bewunderung und Staunen ab.
Schade nur, dass so wenig Musikfreunde den Weg in den akustisch ausgezeichneten Festsaal der Rudolf-Steiner-Schule gefunden hatten.

Artikel vom 19.02.2005