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28 Pferde zum Schlachthof
statt auf den Gnadenhof?

Am Freitag lief die Frist zur Herausgabe der Tiere ab

Von Christian Althoff
Bad Oeynhausen (WB). Eine Reiterhofbesitzerin, die mindestens 28 Pferde unterschlagen haben soll, hat am Freitag die Frist zur Herausgabe der Tiere verstreichen lassen. »Wir werden unseren Picasso wohl nie wiedersehen. Der ist längst beim Schlachter. . .«, sagte Züchter Martin Pönnighaus aus Bad Oeynhausen verbittert.

Der acht Jahre alte Fuchs »Picasso« konnte wegen eines Muskelleidens nicht mehr geritten werden. »Wir hingen an ihm und wollten ihn nicht töten lassen«, erzählt der 63-jährige Züchter. Als er im November in der Fachzeitschrift »Reiter & Pferd« eine Annonce las, mit der eine Reiterhofbetreiberin aus Rosendahl (Kreis Cosefeld) ein Beistellpferd suchte, gab der Züchter »Picasso« leihweise ab. »Ich dachte natürlich, das Pferd kommt in gute Hände und soll einem anderen Pferd Gesellschaft leisten.« Am 3. Dezember holten Daniela G. (28) und ihr Lebensgefährte (30) »Picasso« in Oeynhausen ab, seitdem ist das Pferd verschwunden. Der Verlust fiel auf, als ein Freund des Oeynhauseners den Pferdehof im Münsterland besuchte und den Fuchswallach nicht entdecken konnte.
So wie Martin Pönnighaus ging es mindestens 27 weiteren Pferdebesitzern. 21 von ihnen vertritt Rechtsanwältin Nina Wiemer aus Hamm: »Es ist nicht der materielle Verlust von vielleicht 500 bis 1500 Euro, der die Reiter schmerzt. Sie hängen an den Tieren, die alt oder krank waren, und wollten den Pferden etwas Gutes tun, als sie sie in Obhut der Frau gaben.« So hätten einige Pferdebesitzer sogar einen Vertrag mit Daniela G. geschlossen, in dem sich die 28-Jährige verpflichtet habe, 5000 Euro Strafe zu zahlen, sollte sie das Pferd veräußern.
Doch Daniela G. hielt sich offenbar nicht an die Absprachen. Die Kripo in Coesfeld geht davon aus, dass die Frau die Pferde umgehend weiterverkauft hat. Martin Pönnighaus: »In einem Fall ist ein Hengst lebend bei einem Schlachter in den Niederlanden aufgetaucht. Als der Metzger erfuhr, dass das Pferd gesucht wurde, meldete er sich bei dem Besitzer.« Das Pferd sei allerdings in einem so bemitleidenswerten Zustand gewesen, dass der Eigentümer schließlich der Tötung zugestimmt habe.
Anwältin Nina Wiemer: »Die übrigen Pferdeschicksale sind bis heute ungeklärt. Deshalb hatten wir der Frau bis Freitag eine Frist gesetzt, die Pferde herauszugeben oder uns über den Verbleib der Tiere zu informieren.« Da Daniela G. dies nicht getan habe, werde nun in der kommenden Woche eine Schadensersatzklage eingereicht, kündigte die Rechtsanwältin an.
Die beschuldigte Frau wollte bei der Polizei keine Aussage machen. Die Staatsanwaltschaft Münster bereitet gerade die Anklage wegen Unterschlagung und Betrugs vor.

Artikel vom 19.02.2005