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Experten erwarten bis
zu 20 000 Grippetote

Influenza-Welle rollt über Deutschland hinweg

Von Wolfgang Schäffer
Marburg/Berlin (WB). Eine Grippewelle rollt derzeit von Süden nach Norden über Deutschland hinweg. Reinhard Kurth, Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin befürchtet mit 16 000 bis 20 000 Toten doppelt so viel Opfer wie 2004.

Ute Arndt, Immunologin bei der Arbeitsgemeinschaft Influenza des Deutschen Grünen Kreuzes in Marburg, warnt indessen vor Panikmache. »Da wir im vergangenen Jahr von einer Grippewelle weitgehend verschont geblieben sind, müssen wir die Krankheits- und möglichen Todesfälle im Vergleich zu 2003 sehen. Und da liegen wir im üblichen Rahmen.«
Erfreulich ist aus Sicht der Expertin, dass die für die Verbreitung der Influenza verantwortlichen Viren richtig und rechtzeitig vorausgesehen worden seien. »Der Impfstoff für die Schutzimpfung ist geradezu ideal zusammengesetzt.«
Allerdings würden viele Menschen erst immer dann wach, wenn die Grippewelle bereits im Rollen sei. Oft sei es dann für eine Schutzimpfung zu spät. »Das aber kann in jedem Einzelfall nur der Arzt entscheiden.« Der sollte auf jeden Fall aufgesucht werden, wenn Schüttelfrost, Fieber, heftige Kopfschmerzen, Schweißausbrüche oder auch trockener Husten auftreten. »Eine Grippe ist eine schwere Erkrankung. Wer die auf die leichte Schulter nimmt, setzt sein Leben aufs Spiel.« Ute Arndt sagt das aus eigener Erfahrung, da sie vor gar nicht langer Zeit fast an einer Grippe gestorben wäre. »Seit der Zeit habe ich großen Respekt vor der Krankheit und lasse mich immer impfen.«
Generell rät sie dazu, derzeit möglichst größere Menschenansammlungen zu meiden und bei Fahrten in Bus oder Bahn Handschuhe zu tragen. »Wenn jemand in die Hand niest oder hustet und anschließend einen Haltegriff anfasst, wandern die Viren schnell von einer Person zur anderen. Sind die Hände geschützt, ist das Risiko geringer.«
Nach den der Arbeitsgemeinschaft Influenza vorliegenden Daten sind derzeit in erster Linie Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von der Grippewelle betroffen. Aber auch bei den 35- bis 60-Jährigen sei eine langsame Zunahme der Erkrankungen zu beobachten.
Bis auf die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt ist ganz Deutschland inzwischen von der Grippewelle betroffen.

Artikel vom 19.02.2005