19.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Obst, Gemüse, Fleisch Ñ alles kostenlos

»Bielefelder Tafel« richtet Verteilstation für Bedürftige im Gemeinschaftshaus Quelle ein

Quelle (ho). Reich gedeckt waren die Tische im Queller Gemeinschaftshaus, allein, es fehlten die, für die das Angebot gedacht war. »Das muss sich erst rumsprechen«, meinte Pastorin Simone Venghaus, die gemeinsam mit Rosetraut Kirse von der »Bielefelder Tafel« eine ebensolche Einrichtung nun auch in Quelle initiiert hatte.
Zur Eröffnung gestern Morgen jedenfalls fanden nur vier »Bedürftige« den Weg zu der für den Ortsteil neuen Einrichtung, die künftig jeweils freitags von 12.30 bis 13.30 geöffnet hat. »Dabei muss sich niemand genieren« ermuntert Rosetraut Kirse Familien, Sozialhilfeempfänger und ältere Menschen mit geringem Einkommen, kostenlos einzukaufen. Das Angebot jedenfalls kann sich sehen lassen. Frisches Obst und Gemüse, Fleisch, Backwaren, Süßigkeiten und sogar Gewürze stehen reichhaltig zur Auswahl.
Überrascht von der hohen Zahl der Sozialhilfeempfänger in Quelle (396) und Ummeln (300) zeigten sich Horst Schaede (SPD-Ratsherr) und Herbert Braß (CDU-Bezirksvertreter). »Viele von denen kamen bisher zur Verteilerstelle Bielefeld-Mitte, da haben wir uns kurzerhand entschlossen, auch in Quelle ein Angebot zu machen«, begründet Pastorin Simone Venghaus die neue Einrichtung. Und spontan fanden sich zwölf ehrenamtliche Frauen und Männer, die die Verteilung mit übernehmen. In Ummeln gibt es vorerst nur eine mobile Station.
Rund 30 Tonnen Lebensmittel verteilt die »Bielefelder Tafel e.V.« monatlich in der Stadt (Bielefeld-Mitte, Oberlohmanns Hof, Baumheide, Sieker, Brake und jetzt auch Quelle). Mehr als 3 500 Menschen werden erreicht, »darunter« -so Rosetraut Kirse - »sehr viele Kinder und Jugendliche« und fügt hinzu: »seit letztem Herbst ist die Nachfrage auch im Hinblick auf Hartz IV enorm gestiegen«. 930 Tafeln gibt es landesweit, Bielefeld war die 57. Neugründung.
Gespendet werden die Nahrungsmittel von Lebensmittelmärkten, Bäckereien, Gemüsehändlern, Kaufhäusern, Bio-Läden, Restaurants und Lebensmittel-Herstellern. »Alles frisch, noch mit Mindesthaltbarkeitsdatum versehen«, räumt die seit neun Jahren aktive Vorsitzende mit einem weit verbreiteten Vorurteil auf.
Jeder kann für den täglichen Bedarf so viel mitnehmen, wie er möchte. Einzige Voraussetzung ist die Vorlage des »Bielefeld-Passes«, der die Bedürftigkeit nachweist. Und damit nichts »umkommt«, werden nicht verteilte Lebensmittel mit anderen Tafeln im Umkreis ausgetauscht.

Artikel vom 19.02.2005