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Putzige Figur
bringt Kinder
»in Schwung«

Bewegungsmangel ist Risikofaktor

Quelle (ho). »Willi Wirbelwind« heißt der lustig-putzige Kerl, der nicht nur die Herzen der Mädchen und Jungen in der Kindertagesstätte »Kupferhammer« erobern, sondern auch an die Eltern »heran« will.

Das Symbol steht für ein bisher in Ostwestfalen-Lippe einmaliges Modell unter dem Motto »Kindergarten in Bewegung«, durchgeführt von der Betriebskrankenkasse (BKK) Gildemeister-Seidensticker und dem Gesundheitsservice der Betriebskrankenkassen aus Leverkusen. Mit vielerlei Aktionen sollen Kinder und Eltern bis Ende Juni motiviert werden, Gesundheitsvorsorge ernst zu nehmen. »Bisher waren Kindergärten immer außen vor«, sagte Detlev Hellmers vom Gesundheitsservice der BKKs bei der Vorstellung des Projektes in Brackwede. »Letztlich ist das auch für die Krankenklassen von Nutzen«.
Ausschlaggebend für die Aktion »Willi Wirbelwind« waren Untersuchungen der Sporthochschule Köln, die eine dramatische Zunahme von Bewegungs-und Koordinationsproblemen festgestellt hatte. Mehr als 50 Prozent der untersuchten Kinder weisen eine auffällige oder gar gestörte Leistungsfähigkeit auf, bei mehr als 30 Prozent ist durch Haltungsschwächen und Bewegungsmangel sogar die Funktion des Herz-Kreislaufsystems reduziert.
»Früher haben sich Kinder automatisch bewegt, heute haben sie immer weniger Möglichkeiten, dazu kommen Verführungen durch die Technik«, erklärt Detlev Hellmers den Bewegungsmangel und die Notwendigkeit, die Kleinen »auf Trab zu bringen«.
Und noch eines macht Krankenkassen und Ärzten zu schaffen: Mehr als 20 Prozent der Kleinkinder sind übergewichtig. »Tendenz stark steigend, mit allen Problemen für die kindliche Entwicklung und zukünftigen Stoffwechselsymptomen«, warnt Hellmers. Die wichtigsten Risikofaktoren seien durch äußere Umstände wie falsche Ernährung und Bewegungsmangel bedingt und damit auch beeinflussbar. Mit der Aufklärungskampagne »Willi Wirbelwind« wollen die Initiatoren im wahrsten Sinne des Wortes mehr Bewegung in den Kindergarten bringen und zwar nicht nur kurzfristig, sondern nachhaltig. Deshalb ist es wichtig, dass auch Eltern und Erzieher/innen unterstützend mitmachen. Hellmer: »Gemeinsam kann es gelingen, die gesundheitliche Entwicklung der Kinder nachhaltig zu fördern«.
Den Kindern sollen die verschiedenen Maßnahmen des Projektes spielerisch vermittelt werden. Auf einer »Dschungelreise« absolvieren die Mädchen und Jungen die zu Beginn und am Ende des Projektes vorgesehenen Körperkoordinationstests. »So können wir Veränderungen und mögliche Erfolge feststellen«, meinte Hellmers. Zum Programm gehören auch fantasievolle Entspannung, Spiele mit Alltagsmaterialien, Bewegung in kleinen Räumen, Musik und Tanz. Aber auch »Ringen und Raufen« im Rahmen der Gewaltprävention sind ein wichtiger Aspekt. »Die Kinder sollen im Spiel auch lernen, wann für einen Unterlegenen Schluss ist«. Die Ernährungsberatung richtet sich an Eltern. »Da wird sehr viel falsch gemacht«, kritisierte Hellmer das Essverhalten der lieben Kleinen«, die häufig genug statt zu Obst, Müsli und Gemüse lieber zu Pommes und Schokolade greifen. Eines wird die Kinder wenig freuen: Kariesprophylaxe und die Gesunderhaltung der Zähne sind ebenfalls Bestandteil der Aktion, die mit einer Kinderolympiade im Sommer ihren Abschluss findet.
Damit »Willi Wirbelwind« den richtigen Schwung bekommt, überreichten Frank Jessen, Vorstand der BKK Gildemeister/Seidensticker und seine Kollegin Britta Blome als »Anschub« einen Scheck über 500 Euro und 25 Reifen für Bewegungsspiele. »Mit diesem Projekt können wir uns in der nächsten Nachbarschaft, nämlich hier in Brackwede, ganz gezielt für Gesundheitsvorsorge einsetzen«. Angedacht sei, weitere Kindergärten zu gewinnen. Marion Bahre, Leiterin der Kita »Kupferhammer», freute sich, »dass unsere Einrichtung für das Pilotprojekt ausgeguckt wurde«. Birgit May, Fachberaterin für Kindergärten bei der Stadt, wertete es als positiv, dass das Projekt nicht auf eine bestimmte Zeit angelegt sei und die Mitarbeiter/innen der benachbarten Kindertagesstätte »Brock« schon mal mit in die Fortbildungsmaßnahmen einbezogen seien.

Artikel vom 19.02.2005