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Arbeiterwohlfahrt die
»Hilfe zur Selbsthilfe«

Elfriede Eilers: Nur die Wurzeln liegen in der SPD

Brackwede (ho). Sie sind oft seit Jahrzehnten Mitglied, engagieren sich ehrenamtlich und ohne ihre Tätigkeit wären viele Dinge in »praktischer Lebenshilfe« vor Ort gar nicht möglich. Dennoch wissen nicht alle Mitglieder der Arbeiterwohlfahrt (AWO), die zu den Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland gehört, wo eigentlich die Wurzeln stecken und wie der Verband heutzutage aufgebaut ist.

»Geschichte und Selbstverständnis der Arbeiterwohlfahrt« brachten daher die Ehrenvorsitzende des AWO-Bezirksverbandes Ostwestfalen-Lippe, Elfriede Eilers und Michael Barenberg, Bildungsreferent des Verbandes, den Mitgliedern des Ortsvereins Brackwede näher.
»Immer wieder werden unsere Mitglieder mit Fragen bombardiert, etwa bei Haussammlungen oder anderen Aktivitäten, müssen häufig passen«, sagt Elfriede Eilers, langjährige AWO-Bundesvorsitzende, 23 Jahre Bundestagsabgeordnete der SPD und Namensgeberin des »Elfriede-Eilers-Zentrums« in Bielefeld, Sitz des Bezirksverbandes der Arbeiterwohlfahrt Ostwestfalen-Lippe. Und für Michael Barenberg, als Diplom-Pädagoge lange Jahre Leiter des Weiterbildungswerkes, ist klar, »dass Informationen über die AWO auch ein Stück Fortbildung in eigener Sache sind«.
»Viele setzen die AWO einfach immer noch mit der SPD gleich, dabei sind wir weltanschaulich, konfessionell und politisch unabhängig«, sagt Eilers. Dennoch dürfe man die Wurzeln nicht verleugnen, sei die Arbeiterwohlfahrt doch aus der Arbeiterbewegung der SPD hervorgegangen. Die Leitlinie »Hilfe zur Selbsthilfe« dokumentiere, dass die AWO Menschen motivieren wolle, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. »Nichts ist schlimmer, als auf die Gnade anderer angewiesen zu sein«, so Eilers.
Und so sei es folgerichtig, dass die Arbeiterwohlfahrt schon in den Anfangsjahren, »sich nicht nur um warmes Essen und Kleidung kümmerte, sondern als Impulsgeber der Politik auch gesellschaftliche Veränderungen herbeiführte«. Als Beispiel nannte sie das bereits 1923 eingeführte Jugendhilfegesetz, das mit Veränderungen bis heute Gültigkeit habe. Auch die Verbesserung der damals bestehenden Pflege seit schon Anfang der 70er Jahre in den Fachausschüssen der AWO diskutiert worden. »Es musste einfach mehr getan werden«. Auch die Fortbildung von Haupt- und Ehrenamtlichen in Sachen »Demenz« sei von der AWO forciert worden.
»Diese Förderung speziell im Bezirksverband OWL hat sich die Landesregierung zum Vorbild genommen«. Interessante Zahlen nannte Michael Barenberg. So hat die AWO bundesweit rund 600 000 Mitglieder, davon engagieren sich ehrenamtlich 100 000.
In den 6700 bundesweiten Einrichtungen arbeiten mehr als 130 000 Menschen in Voll-oder Teilzeit. Zum AWO-Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe gehören 16 000 Mitglieder, organisiert in 160 Ortsvereinen, die zu den sieben Kreisverbänden Bielefeld, Gütersloh, Höxter, Minden-Lübbecke und Paderborn gehören. 4 000 Ehrenamtliche engagieren sich in vielfältiger Weise.
Der Bezirksverband und die Kreisverbände zählen 3 300 Beschäftigte in 112 Tageseinrichtungen für Kinder, neun Altenheimen, 20 Sozialstationen und mobilen Diensten, zwei Kur- und Erholungsheimen, zwei Bildungswerken, vier Jugendzentren, einem Kinder- und Jugendhaus, einem Berufskolleg und einem Fachseminar für Altenpflege, einem Wohnheim für Autisten, Beratungsstellen und Beratungsdiensten, der Freiwilligen Akademie, etwa 100 weiteren mobilen, teilstationären- oder stationären Einrichtungen sowie 120 Treffpunkten, Begegnungsstätten und Begegnungszentren für junge und alte Menschen.
In Zeiten immer knapper werdender Finanzmittel kämen Mitgliedsbeiträgen und Spenden sowie Leistungsentgelten für erbrachte Dienstleistungen eine große Bedeutung zu. »Doch ohne Zuschüsse der öffentlichen Hand von Land und Kommune geht es bei den immer komplexer werdenden Aufgaben nicht«, erläuterte Barenberg einige der Finanzquellen der Arbeiterwohlfahrt. Und die AWO sei nach wie vor bestrebt, »allgemeine gesellschaftliche Probleme aufzugreifen. »Auch und gerade für die, die wenig haben«.

Artikel vom 22.02.2005