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Gläubiger stimmen BVB-Plänen zu

Dortmund schöpft neue Hoffnung

Dortmund (WB/dpa). Im Kampf ums nackte Überleben schöpft Borussia Dortmund neue Hoffnung. Nur einen Tag, nachdem der börsennotierte Fußball-Bundesligist die wahren Ausmaße seiner existenzbedrohenden Krise eingeräumt hatte, vermeldete er erste Erfolge.
Nach einer Versammlung der Finanzgläubiger sprach der Verein am Freitagabend von einem wichtigen Fortschritt zur Realisierung des Sanierungskonzepts. In einer Ad-hoc-Meldung des Vereins hieß es: »Die Finanzgläubiger einigten sich auf einen Kompromiss. Bis zum Geschäftsjahr 2006/07 wird ein Zins- und Tilgungsmoratorium für Altkredite der Finanzgläubiger eingeräumt. Zudem stellen die wesentlichen Finanzgläubiger neue kurzfristige Liquidität zur Verfügung.«
Auch jene drei Gläubiger, die bisher ihre Zustimmung noch nicht gegeben hätten (Sparkasse Köln-Bonn, HSH Nordbank und der Münsterländer Unternehmer Paul Sahle), sind laut »WAZ« in der Krisensitzung mit ins Boot geholt worden. Nur im Falle einer Zustimmung aller 67 Gläubiger ist der Verein in der Lage, die Spielergehälter zu zahlen und den anderen Verpflichtungen nachzukommen. Unmissverständlich hatte Rölfs noch vor der Verhandlung mit den Gläubigern zum Ausdruck gebracht, wie dramatisch die Lage wirklich ist. »Wir müssen jeden Zweifel ausräumen, dass dies die letzte Chance ist. Zur Zeit haben wir noch Geld. Aber in den nächsten drei Wochen muss alles über die Bühne gegangen sein«, sagte der Wirtschaftsprüfer.
Von zentraler Bedeutung sind jetzt die Verhandlungen mit dem Commerzbank-Fonds Molsiris. Die Borussia hatte das Westfalenstadion vor zwei Jahren an den Fonds verkauft und für 15 Millionen Euro jährlich zurückgeleast. Nur wenn 75 Prozent der 5800 Fonds-Zeichner zustimmen, kann der BVB wie geplant Teile des Stadions im Tausch gegen ein verpfändetes Bardepot in Höhe von knapp über 50 Millionen Euro zurückkaufen. Bei dieser Transaktion würden zusätzlich neun Millionen Euro frei für das Tagesgeschäft.
»Wir befinden uns in konstruktiven Gesprächen«, sagte die Sprecherin der CommerzbankLeasing Immobilien AG, Karolina Müller. Das Unternehmen wies darauf hin, dass der BVB die für 2005 fällige Stadionmiete bisher noch nicht gezahlt hat.
Der Fall BVB beschäftigt natürlich auch die Verantwortlichen im Rathaus. »Der Verein ist eines der Herzstücke der Stadt, sowohl für die Wirtschaft als auch für das Image«, sagt Gerd Kolbe, der städtische Beauftragte für die Weltmeisterschaft 2006. Auf 20 Millionen Euro schätzt er die Summe, die jährlich allein durch die 1,2 Millionen Borussen-Fans in Hotels, Kneipen und Geschäften in Dortmund ausgegeben wird.

Artikel vom 19.02.2005