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Diskussion um Ehrenmale entbrannt

Heimatforscher Erich Jörding mit neuem Werk - Gedenksteine mussten weichen

Dornberg (jr). Die Dornberger Ehrenmale, die an die Gefallenen früherer Kriegsjahre erinnern, sorgen jetzt im Stadtbezirk für Diskussion. Aktueller Anlass dafür ist ein neues Schriftwerk des Heimatforschers Erich Jörding (82), der darin zu verstehen gibt, dass der Wiederaufbau der Ehrenmale 2004 nicht in seinem Sinne ist.

Bis Anfang der 70er Jahre hatten die beiden Ehrenmale auf dem Vorplatz der Peterskirche in Kirchdornberg gestanden und waren dann entfernt worden. Dornbergs ehemalige Bezirksvorsteherin Sigrid Gerbaulet (CDU) erinnert sich: »Damals hatte die Amtsvertretung den Beschluss gefasst, den Kirchplatz umzugestalten.« Die Ehrenmale mussten also abgetragen werden.
Erich Jördings Version indes klingt anders. Nach seinen Recherchen hatte der damalige Dornberger Amtsbürgermeister, der spätere Bielefelder Stadtdirektor Rudolf Möllenbrock, den Beschluss zur Abtragung deshalb in die Tat umgesetzt, weil auf dem Obelisken nicht alle Namen der im Krieg gefallenen Dornberger Soldaten aufgeführt waren. Jörding schreibt: »Im Rußlandfeldzug 1812 fielen etwa 100 Dornberger, die auf französischer Seite gekämpft hatten, vor Moskau. Drei Jahre später, im Kriegsjahr 1815, erlebten Dornberger Soldaten den Frankreichfeldzug. Diesmal in preußischer Uniform. Drei Dornberger Soldaten fielen vor Paris. Sie wurden 1872 mit einem Ehrenmal auf dem Dornberger Kirchenvorplatz geehrt. Für ihre etwa 100 Jugendfreunde, die drei Jahre zuvor im Rußlandfeldzug als französische Soldaten fielen, war nach preußischem Verständnis auf dem Ehrenmal kein Platz.«
Der frühere Pastor der Peterskirchengemeinde in Dornberg, Wilhelm Schleicher, Ex-Amtsbürgermeister Möllenbrock sowie Architekt Heinz Stückemann, die alle drei verstorben sind, hätten nach Ansicht von Erich Jörding einem Wiederaufbau der Ehrenmale auf dem Kirchdornberger Friedhof im August 2004 wohl kaum zugestimmt.
Sowohl Sigrid Gerbaulet als auch deren Nachfolgerin im Amt, die jetzige Bezirksvorsteherin Mareile Hempelmann (BfB), loben hingegen unisono das Verhalten der Familie Möllenbrock. Ihr sei es zu verdanken, dass die Dornberger Ehrenmale nicht auf dem Bauhof gelandet sind, sondern 30 Jahre lang auf dem Hof Möllenbrock an der Deppendorfer Straße gelagert wurden.
Sigrid Gerbaulet fügt auf WB-Anfrage hinzu: »Es ist die erklärte Absicht der Bezirksvertretung Dornberg gewesen, die historischen Denkmäler unverändert an geeigneter Dornberger Stelle wieder zu errichten. Das ist nicht zuletzt durch Sponsoreneinsatz im Vorjahr gelungen.« Zudem habe auch der Heimatverein Dornberg die Sache im Interesse der Bürgerschaft voll unterstützt.
Das neue Schriftwerk von Erich Jörding über die »Dornberger Ehrenmale und ihre wechselvolle Geschichte« ist erhältlich im Kirchdornberger Geschäft von Ruth Fehring, Dornberger Straße 527, sowie beim Verfasser Erich Jörding selbst.

Artikel vom 19.02.2005