18.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Wirtschaftliches Klima
am Teuto wird besser

IHK hofft auf Konjunkturbelebung in ganz Ostwestfalen

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Das verarbeitende Gewerbe im Oberzentrum erwartet für 2005 neben weiter steigenden Exportaktivitäten seit längerem wieder ein verbessertes Inlandsgeschäft. »Es geht aufwärts«, meldet die IHK in ihrer Konjunkturumfrage und nennt für Bielefeld eine deutliche Klimaverbesserung: Im Oberzentrum sprechen doppelt so viele Unternehmer von einer guten Geschäftslage wie im Rest von Ostwestfalen.

Deutlich gestiegen ist der IHK-Konjunkturklimaindikator im gesamten Kammerbezirk Ostwestfalen. IHK-Präsident Herbert Sommer sprach am Dienstag von der begründeten Hoffnung, dass der Konjunkturfunke vom weiter expansiven Export auch auf das Inland überspringen werde. Die Großstadt Bielefeld nimmt innerhalb der IHK-Struktur eine besondere Rolle ein: Mit einer Exportquote von 33,4 Prozent (plus 1,5 Prozent) ist Bielefeld in Ostwestfalen weiterhin Spitzenreiter und liegt deutlich über dem Schnitt des Kammerbezirkes bei knapp 30 Prozent.
Der Anfang der neunziger Jahre begonnene Strukturwandel ist des Wirtschaftsstandortes Bielefeld ist derweil in vollem Gang. Die Stadt hat den mit Abstand höchsten Beschäftigungsanteil im Dienstleistungsbereich aller Kreise in OWL. Der ist in den letzten Jahren weiter ausgebaut worden, während der Anteil der Industrie weiter schrumpft: seit 1992 bis 2004 von 42 auf 31 Prozent, im tertiären Sektor von 69 auf 57 Prozent.
Bemerkenswert ist nach Auskunft von IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Niehoff die Dominanz des Maschinenbaus in Bielefeld, der bereits mehr als ein Drittel des gesamten Industrieumsatzes am Standort erwirtschaftet (1,54 von 4,5 Milliarden Euro) und deutlich mehr als die Hälfte des gesamten industriellen Exports. Verloren hat der Maschinenbau in Bielefeld allein bei der Beschäftigung: Die Zahl der Mitarbeiter sank um 4,5 Prozent (Maschinenbau), im Verarbeitenden Gewerbe insgesamt um 2,9 Prozent. Erstmals ist die Zahl der Beschäftigten in der Regionalstatistik der IHK für Bielefeld damit unter die Marke von 27 000 gesunken.
Eine Veränderung auf dem Arbeitsmarkt halten Niehoff und Sommer für Bielefeld nicht für realistisch. Im Jahr 2003 hatte die Gesamtbeschäftigung in der Stadt (sozialversicherungspflichtig Beschäftigte) im Vergleich zum Vorjahr um 2,8 Prozent auf 126 763 abgenommen. Wirtschaftsexperten mit jahrelanger Erfahrung sehen die Schwelle zu Neueinstellungen erst bei zwei Prozent Wirtschaftswachstum.
Gegenwärtig nutzen die Unternehmer angesichts des kleinen Konjunkturpflänzchens das Mittel der Zeitarbeit, um kurzfristige Kapazitätssteigerungen abdecken zu können. Weitere Veränderungen im Kündigungsschutz könnten hier für Abhilfe schaffen, ist Herbert Sommer überzeugt. Von der hohen Politik, aber auch von den kommunalen Kräften erwartet man in der IHK eine konsequente Fortsetzung des Reformkurses am Standort Deutschland.

Artikel vom 18.02.2005