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Flotte Werbung für junge Menschen

Löschabteilung auf Nachwuchssuche Ñ arbeitslose Feuerwehrleute ins Gespräch gebracht

Von Ulrich Hohenhoff
(Text und Fotos)
Brackwede (ho). Mit einer Werbebroschüre und einem Informationsstand auf der Hauptstraße will die Löschabteilung Brackwede der Freiwilligen Feuerwehr Bielefeld demnächst gezielt um Nachwuchs werben.
Gern erläuterten Brackwedes ehemaliger Feuerwehrchef Erich Zimmermann (links) und der jetzige Löschabteilungsführer Uwe Prante (rechts) Rainer Lux die verschiedenen Spritzentypen.

Zudem sollen alle jetzigen Feuerwehrkameraden verpflichtet werden, interessierte junge Leute »zum Schnuppern« mitzubringen. Grund der ungewöhnlichen Aktionen sind die erheblichen Nachwuchssorgen, unter denen die »Freiwilligen« in Brackwede ebenso leiden wie andere Feuerwehren und die ehrenamtliche Vereinsarbeit insgesamt.
Volle Unterstützung bei der Lösung »dieser vordringlichen Frage« sicherten Vertreter der CDU, die sich bei einem Informationsbesuch im Gerätehaus am Stadtring ein Bild von den Sorgen und Nöten der ehrenamtlich Tätigen machten, den Brackweder »Blauröcken« zu. Rainer Lux, Fraktionsvorsitzender der CDU im Bielefelder Stadtrat, beschrieb das Engagement in der Freiwilligen Feuerwehr »als wichtige gesellschaftliche Aufgabe, die im Bewusstsein der Bevölkerung noch stärker verankert werden muss«.
Auch schon aus ganz praktischen finanziellen Gründen sorgen sich die Kommunalpolitiker um die schwierige Situation der Freiwilligen Feuerwehren. Fraktionsgeschäftsführer Detlef Werner, der einräumte, »dass die Verfügbarkeit der Freiwilligen nicht mehr so ist wie früher«, sieht einen unmittelbaren Zusammenhang mit den Anforderungen an die Berufsfeuerwehr. »Je weniger Freiwillige, desto mehr Berufsfeuerwehrleute braucht eine Stadt«. Bei der Finanzlage Bielefelds ein schwieriges Unterfangen.
Pressesprecher Jochen Blank machte den Vorschlag, arbeitslosen Feuerwehrfrauen und - Männern, »von denen es auch in unseren Reihen einige gibt«, ihrer Befähigung entsprechende Tätigkeiten anzubieten. »Die könnten doch eingesetzt werden, bevor die Stadt Zivildienstleistende nimmt«. Blank begrüßte auch die Aktionen, die die Feuerwehr Bielefeld insgesamt zur Nachwuchsförderung unternimmt, »schließlich liegt das Feuerwehrmann oder -Frau-Dasein keinem in den Genen«. Und auch Brackwedes Feuerwehrchef Uwe Prante unterstrich, dass sich bei den Freiwilligen einschneidende Veränderungen ergeben hätten. »Früher kamen Handwerker und Selbstständige zur Freiwilligen Feuerwehr, heute haben viele einen Bürojob und können im Ernstfall nicht so ohne weiteres weg«. Insgesamt sei es »für die Kameraden schwieriger geworden, vom Arbeitgeber während der Tagesarbeitszeit für plötzliche Einsätze freigestellt zu werden«.
Die Kommunalpolitiker nahmen auch einen »Mängelkatalog« und etliche Anregungen mit auf den Weg. So werde beispielsweise das Gerätehaus vernachlässigt, seit Jahren seien Feuchtigkeitsschäden an der Außenfassade ebenso reklamiert worden wie »blinde« Fenster oder die jahrzehntealten Gardinen. Prante: »Nichts passiert«. Und auch im Winter sehe sich die Stadt nicht in der Lage, vor dem Gerätehaus Eis und Schnee zu entfernen. Stellvertretender Löschabteilungsführer Jörg Ventker: »Das ist auch eine Versicherungsfrage, was ist, wenn einer unserer Feuerwehrleute beim Ausrücken verletzt wird«?
Erzürnt äußerte sich der ehemalige Chef der Brackweder Wehr, Erich Zimmermann, über die Stadt anlässlich des 125-jährigen Bestehens vor drei Jahren. »Außer einem warmen Händedruck gab es da nichts. Eine kleine finanzielle Unterstützung wäre das Mindeste gewesen«. Brackwedes Löschabteilung hat 41 aktive Mitglieder (darunter zwei Frauen), sechs in der Jugendfeuerwehr (zwei »Mädel«) und 15 in der Alters-und Ehrenabteilung.
Ausdrücklich lobte Branbdinspektor Uwe Prante die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Brackwede. Viele Probleme würden »auf dem kleinen Dienstweg« unbürokratisch und schnell gelöst.

Artikel vom 18.02.2005